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Abwässer zeigen Infektionsgeschehen

Von Alexandra Grass

Wissen
StockAdobe/ Weerayuth

Neue Methode könnte als Covid-19-Screening zum Einsatz kommen.


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Massentestungen, wie sie derzeit auch in Österreich durchgeführt werden, bieten eine neue Möglichkeit, um Ausbrüche von Covid-19 zu identifizieren, Hotspots ausfindig zu machen und im Gesamten das Infektionsgeschehen zu beobachten. Solche Entwicklungen lassen sich jedoch nicht nur direkt am Menschen feststellen, sondern etwa auch im Abwasser, wie nun US-Forscher aufzeigen. Sie fanden eine Methode, mit der sich nicht nur das Coronavirus in Abwasserproben nachweisen, sondern auch beobachten lässt, ob die Infektionszahlen steigen oder fallen.

Der Test identifiziert und misst Viren-RNA von Sars-CoV-2 - also inaktives Virenmaterial. Dass sich Krankheitserreger oder etwa Rückstände von Medikamenten im Abwassersystem nachweisen lassen, ist nicht neu. Die Wissenschafter um Alexandria Böhm von der Stanford University konnten allerdings die Genauigkeit dieser Art von Überwachung verbessern. Sie verglichen die Fähigkeit zum Nachweis des Virus in zwei Abwasserformen - einem flüssigen Zufluss und einem abgesetzten Feststoff. Dabei wiesen die Sedimente, die vor allem aus dem Stuhl resultieren, eine höhere Viruskonzentration auf, was einen besseren Nachweis von Sars-CoV-2 ermöglicht.

Früherkennung möglich

Die Forscher testeten von Mitte März bis Mitte Juli etwa 100 solcher Proben aus der regionalen Abwasseranlage im kalifornischen San Jose. Mithilfe statistischer Modelle verglichen sie die Konzentrationen mit Covid-19-bestätigten Fällen in der Region. "Die Arbeit bestätigt, dass Trends in den Abwasserspuren mit dem Infektionsgeschehen in einer Gemeinde einhergehen", so die Stanford-Forscherin in der im Fachblatt "Environmental Science & Technology" veröffentlichten Studie. Abwasserdaten würden demnach die Daten aus klinischen Tests ergänzen und möglicherweise zusätzliche Einblicke in ein Infektionsgeschehen bieten.

Das ist nicht unwesentlich, da gerade Covid-19 schwer zu verfolgen ist. Viele asymptomatische oder milde Fälle sind nach wie vor unentdeckt. "Diejenigen, die getestet werden, können die Infektion noch verbreiten, bevor sie Ergebnisse erhalten, was eine schnelle Identifizierung und Isolierung verhindert", so die Studienautoren. Mittels Abwasserüberwachung könnten mögliche Ausbrüche schon Tage, bevor Personen erste Symptome zeigen, identifiziert werden. Ein Pilotversuch in mehreren Kläranlagen soll nun zeigen, welche Arten von Daten besonders nützlich sind. Die Methoden könnten künftig Auskunft über Infektionsgeschehen auch abseits von Covid-19 geben.