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Ach, Afrika

Von Thomas Seifert

Leitartikel
Thomas Seifert.

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Der kenianische Schriftsteller und Journalist Kenneth Binyavanga Wainaina publizierte vor neun Jahren einen sarkastische Anleitung für Journalisten, die über Afrika schreiben: "Behandeln Sie in Ihrem Text Afrika so, als sei es ein Land. Es ist heiß und staubig, ein hügeliges Grasland, mit riesigen Tierherden und großen, dünnen Menschen, die hungern. Oder es ist heiß und dunstig mit sehr kleinen Menschen, die Primaten essen. Halten Sie sich nicht mit präzisen Beschreibungen auf." Für den Titel empfahl er Wörter wie: "Safari", "Afrika" oder "Finsternis". Danke für den Tipp (siehe Titel). Aber im Ernst: Wainaina hat nicht Unrecht. Afrika ist im Storytelling westlicher Journalisten für Tragödien epischen Ausmaßes zuständig: Hunger, Landraub, Gemetzel. Oder für Romantik: Gorillas im Nebel, Massai in der Savanne und bunt gekleidete, schöne, aber arme Afrikaner. Es lebe das Klischee. Die Politik ist leider auch nicht besser. Europa sieht in Afrika - das hat sich zuletzt bei der "G-20-Afrika-Partnerschaftskonferenz" in Berlin gezeigt - den armen, hilfsbedürftigen Kontinent, dem man mit einem neuen Marshall Plan helfen muss. In fast schon penetranter Weise wird gebetsmühlenartig wiederholt, dass man einen Dialog mit Afrika auf Augenhöhe sucht. Aber wie sonst - wenn nicht auf Augenhöhe - kann ein ernst gemeinter Dialog funktionieren? Was der afrikanische Kontinent aber wirklich braucht, ist ein Abbau der Handelsbeschränkungen, faire Rohstoffpreise und ein robustes Vorgehen gegen Korruption. Schade, dass die EU-Kommission, die Minen- oder Ölgesellschaften sowie die Agrarmultis und die soignierten, distinguierten Schwarzgeld-Bankiers in Basel, Genf und Zürich da nicht mitspielen.

Es geht um konkrete Lösungen: Förderung des inner-afrikanischen Handels. Ausbau der Häfen, Flughäfen, Eisenbahn- und Straßenverbindungen. Investitionen in Bildung und das Gesundheitswesen. Die Entwicklung lokaler Anleihenmärkte, wie der deutsche Bundesbank-Präsident Jens Weidmann das vorschlägt, ist ebenfalls ein solcher praktischer Schritt. Für viele europäische Politiker ist Afrika nicht viel mehr als ein Herkunftskontinent von Migranten - Österreichs Außenminister Sebastian Kurz gehört zu dieser Gruppe. Das muss sich ändern, denn das verstellt leider völlig den Blick auf die Chancen, die sich für Europa in einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Nachbarn im Süden bieten.