Der Benediktiner Udo Fischer ist trotz Absetzung durch Bischof Kurt Krenn dank seines Abtes immer noch Seelsorger der Stiftspfarre Paudorf-Göttweig. Der langjährige Kritiker des Bischofs befürchtet, dass Krenn medial weiter höchst präsent bleibt.
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Für Pater Udo Fischer ist es "schon ein gewisser Akt der Bosheit", aber auch eine "völlig überflüssige Handlung", wenn Bischof Krenn am 29. September seinen eigenen Rücktritt verkündet und am 30. noch in einem Brief den Generalvikar absetzt. Damit zeichne sich aber schon Krenns zukünftiges Verhalten ab: "Er hält schon jetzt das Interviewverbot nicht. Ich kann mir vorstellen, dass er noch mehr in die Medien gehen wird. Krenn wird auch weiterhin das mediale Bild der Kirche in Österreich prägen".
Sein Abgang sei aber auf jeden Fall "ein Fortschritt: für unsere Diözese, denn er kann nicht mehr alle Rechtskonservativen aus dem deutschen Sprachraum hier sammeln, und für die Bischofskonferenz, wo er keine Stimme mehr hat."
Was sich nun um Krenns Rücktritt abspiele, gehört für P. Udo "in die Kategorie Realsatire und Kabarett: Die Kirchenmeldungen sind ja heute schon ein Beitrag zur Unterhaltungsindustrie." Die 13 Jahre Krenn und die jetzige Bischofsuche seien "der Kirche unwürdig". Die Kirche kenne eine lange Tradition der Bischofswahl durch Klerus und Volk einer Diözese. Aber Rom mache, was es will: "Heute dürfen wir gebannt nach Rom blicken, ob sie uns dort die Gnade erweisen und einen vielleicht zehn Prozent weniger konservativen Bischof ernennen. Bei uns wird ja schon jemand als sehr fortschrittlich und liberal hingestellt, der nur darauf hinweist, dass der Zölibat kein göttliches Gesetz ist."
In Fischers Kirchenbild muss ein Bischof von der Mehrheit des Kirchenvolkes akzeptiert werden. Er würde sich wünschen, dass einer der acht Äbte der Diözese zum Zug kommt: "Jedes Stift betreut viele Pfarren. Die Äbte werden vom Volk wie kleine Bischöfe wahrgenommen. Sie sind demokratisch gewählt. Und keiner ist so revolutionär, dass er Rom Probleme bereiten würde. Aber alle acht haben sich gegen Krenn auf die Füße gestellt. Es wäre gut, wenn Rom hier über seinen Schatten springen könnte."