Das Verwirrspiel um die bundespolitische Zukunft des Kärntner Landeshauptmanns erlebte gestern ein kleines Zwischenhoch. Via Medien verbreitete sich wie ein Lauffeuer das jüngste Gerücht, Haider könnte schon am Samstag wieder die Führung in der FPÖ übernehmen. "Absoluter Humbug" ließ daraufhin Haider aus Klagenfurt verlauten. Und FPÖ-Chef Herbert Haupt, um dessen Kopf es ja eigentlich geht, parierte die neuerliche Diskussion mit launiger Ironie.
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So groß die Sehnsucht nach innerparteilicher Ruhe und Stabilität in manchen Teilen der FPÖ auch sein mag, irgendwie scheint es so, als sei es der Partei nach wie vor nicht vergönnt, zumindest für einige Zeit aus den Schlagzeilen zu kommen.
Diesmal war es ein Bericht der "Kleinen Zeitung" von gestern, dem die ganze Aufregung über die unmittelbare Rückkehr Haiders auf den Chefsessel der FPÖ zu verdanken war - sehr zum Missfallen der näheren Umgebung des Vizekanzlers. Denn wie üblich hatte diese Meldung zur Folge, dass sämtliche Personen von Rang innerhalb der FPÖ zu ihrer Meinung über die Rückkehr Haiders befragt wurden. Und ebenso üblich ergab diese kleine Umfrage erhebliche Sympathie für einen solchen Schritt Haiders. Diesmal wollte nur der steirische FP-Obmann Schöggl, "keinen Bedarf" für einen Wechsel an der Spitze der Partei erkennen.
Immerhin bis zum frühen Nachmittag ließ sich dann Haider selbst Zeit, die Gerüchte über seine für Samstag angekündigte Rückkehr zu dementieren. Diese seien "absoluter Humbug" und er habe "die entsprechenden Tatarenmeldungen mit Belustigung zur Kenntnis genommen".
Er selbst werde auch bei der am Samstag im steirischen Deutschlandsberg stattfindenden FPÖ-Klausurtagung gar nicht teilnehmen, so Haider gegenüber der APA.
Eine Partei mit drei Abteilungen
Erstaunlich gelassen und mit einiger Ironie reagierte der amtierende FPÖ-Chef. Bei einer Bilanzpräsentation im "Management Club" präsentierte Haupt launig eine Drei-Firmen-Philosophie seiner Partei. Diese bestünde aus einer "gut funktionierenden Forschungsabteilung", die das Regierungsprogramm erfolgreich ausverhandelt habe, einer "guten Arbeitsabteilung", nämlich den Nationalratsabgeordneten, und einer "guten Marketingabteilung im Süden". Sein Los als Parteiobmann sei es nun, Letztere dazu zu bringen, besser mit der Forschungs- und Arbeitsabteilung zusammen zu arbeiten, so Haupt verschmitzt lächelnd.
Aber natürlich sei jeder Politiker auch auf die Unterstützung seiner eigenen Partei angewiesen, so Haupt weiter. Allerdings: "Wer selbstbewusst genug ist, brauche nicht das Image des Gewinners", es reiche, wenn man wisse, dass man inhaltlich erfolgreich arbeite.
Angesprochen auf das eigenwillige Abstimmungsverhalten der FPÖ-Bundesräte bei der Abstimmung über das Gesetzespaket zur Pensionsreform bestätigte der FPÖ-Obmann die Aussage Haiders, wonach er, Haupt, in die Beschlussfassung miteingebunden gewesen sei. Es sei ihm jedoch nicht gelungen, die Bundesräte davon zu überzeugen, dass die Harmonisierung entschlossen verfolgt werde. Diese Woche würden bereits fünf Arbeitsgruppen damit beschäftigt sein, den Pfad zur Harmonisierung der Pensionssysteme auszuarbeiten.
Dass die ständige Unruhe aus dem südlichsten Bundesland auch etwas mit dem dort spätesten im Frühjahr stattfindenden Urnengang zu tun hat, veranlasste den FPÖ-Chef, die Forderung nach einer Zusammenlegung von Bundes- und Landeswahlen zu fordern. Dies würde Politikern wie Bürgern einiges an Unruhe und Aufregung ersparen.
Gesundheitlich zeigte sich Haupt übrigens nach seiner zweitägigen Gesundenuntersuchung in Graz vor dem Hintergrund seiner chronischen Hepatitis-C-Erkrankung in bester Verfassung. Für heute kündigte sein Sprecher die Veröffentlichtung seiner medizinischen Befunde an.