Kriminelle werden immer kreativer. Die wirkungsvollste Schutzmaßnahme: nicht zurückrufen.
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"Schönen guten Tag, wir wollen die Trinkgewohnheiten der Österreicher erfragen und würden gerne wissen: Trinken Sie lieber Rot- oder Weißwein?" So beginnt eine der populärsten Anrufbetrugsmaschen der jüngsten Zeit. Der Versuch, dem Opfer ein kleines "Dankeschön" für die Beantwortung zukommen zu lassen, zielt auf dessen Adress- und Bankdaten ab. 2.742 Menschen haben der Regulierungsbehörde RTR voriges Jahr diesen Telefontrick gemeldet. Und egal ob Weinumfrage, telefonischer Haftbefehl auf Englisch oder vermeintliche Stromanbieter - Kriminelle werden immer kreativer. Deshalb ist es auch so schwierig, dieses lästige Übel vollständig zu beseitigen.
Nach dem Rekordwert von 2021 mit mehr als 56.000 Beschwerden bei der RTR zu Rufnummernmissbrauch sollte es uns ein gemeinsames Anliegen sein, diese Zahl drastisch zu reduzieren. Der strukturelle Kampf gegen Abzocke am Telefon wird auf vielen unterschiedlichen Ebenen ausgefochten. Auf Basis des Telekommunikationsgesetzes 2021 kann die RTR bei schwerwiegendem Missbrauch beispielsweise die Sperre von Nummern verhängen. Sie veröffentlicht verdächtige Rufnummernbereiche auch auf ihrer Website. Als wirkungsvollstes Mittel gegen Telefonbetrug hat es sich erwiesen, Konsumenten für die Risiken zu sensibilisieren. Rufen Sie nicht zurück, wenn Sie ausländische Anrufe nicht zuordnen können. Je mehr Menschen darüber Bescheid wissen, wie Lockanrufer arbeiten, desto eher verhalten sie sich im Fall des Falles richtig - und desto weniger Erfolg haben telefonische Betrugsmodelle.
So zuletzt passiert bei einer der erfolgreichsten Betrügereien vergangener Jahre, den "Ping"- Anrufen. Kriminelle lassen es nur einmal läuten - oft aus Ländern wie Mazedonien, Serbien oder Bosnien-Herzegowina -, um Angerufene dazu zu verleiten, diese teuren Anrufziele zurückzurufen. Mittlerweile haben viele Nutzer gelernt, den verpassten Anruf einer unbekannten ausländischen Telefonnummer einfach zu ignorieren. In Zahlen ausgedrückt: Von 14.724 gemeldeten Fällen im Jahr 2020 gingen die "Ping"-Meldungen im Folgejahr auf 8.553 zurück - ein sattes Minus von 42 Prozent.
Sehr teuer kann es auch werden, auf Textnachrichten mit zweifelhaftem Ursprung zu reagieren. Die Betrüger melden per SMS etwa "verpasste Paketzustellungen" oder "erhaltene Sprachnachrichten". Dahinter steckt oft der "Flubot"-Virus, dem laut RTR allein im Mai 2021 knapp 16.000 Menschen in Österreich zum Opfer fielen. Diese SMS zu öffnen, verursacht noch keinen Schaden. Erst, wenn Sie die App "Flubot" installieren, beginnt diese, Daten Ihres Handys auszulesen und massenhaft SMS zu versenden. Die Folge: Die Handyrechnung steigt. Betroffenen bleibt meist nichts anderes übrig, als die infizierten Smartphones auf Werkseinstellungen zurückzusetzen.
Gegen all diese Spielarten des Telefonbetrugs lautet das wirksamste Mittel: Seien Sie vorsichtig und skeptisch gegenüber unbekannten Nummern. Sowohl beim Telefonieren als auch beim Simsen. Oft reicht das schon, um den Erfolg einer Betrugsmasche deutlich zu drosseln.