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Achtung: Wünsche könnten in Erfüllung gehen

Von Barbara Ottawa

Wirtschaft

Fondsmanager schauen hoffnungsvoll nach Asien. Aber bald könnte es nur mehr wenige Schwellenländer-Anleihen mit hohen Renditen geben.


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Auf der Suche nach Rendite wenden sich viele Fondsmanager hoffnungsvoll nach Asien und im Prinzip hoffen sie, dass diese Länder so werden wie Europa und die USA, aber ist das wünschenswert?

Wie bereits erwähnt, sind Schwellenländeranleihen und teilweise auch Aktien aus diesen Ländern das neue Allheilmittel, das viele Vermögensberater empfehlen. Die Wachstumszahlen in Schwellenländern sind beeindruckend und werden auch noch weiter anhalten, aber hoffentlich nicht rein nach westlichem Model.

Da diese Länder derzeit noch von den Rating-Agenturen vielfach als weniger kreditwürdig im Vergleich zu sogenannten "entwickelten Ländern" eingestuft werden, müssen sie höhere Zinsen auf ihre Anleihen zahlen. In Wahrheit aber sind sich viele Experten einig, dass diese Länder eher in der Lage sein werden, alle ihre Schulden zu begleichen, als einige europäische Staaten. Das heißt während diese Staaten noch hohe Zinsen zahlen müssen, um das angebliche Ausfallrisiko zu begleichen, zeigt das hohe Interesse an ihren Staatsanleihen doch eher, dass die Märkte auf die Kreditwürdigkeit dieser Länder vertrauen.

Ein Widerspruch, den sich die Schwellenländer wahrscheinlich nicht lange gefallen lassen werden. Sie werden sich bemühen, ihre Haushaltsdefizite klein zu halten, ihre Schuldenberge, die ohnehin wesentlich kleiner sind als jene in der westlichen Welt, weiter abzubauen und außerdem gute wirtschaftliche Daten zu liefern. Das heißt aber, dass es bald nur mehr wenige Schwellenländer-Anleihen mit hohen Renditen geben könnte, denn schon ist bereits das nächste Land, nämlich Indonesien dabei den "Investment-Grade"-Status zu erlangen, also nicht mehr als "Ramsch-Land" angesehen zu werden.

Immer schwieriger wird es auch, die politische Instabilität als Argument für einen erhöhten Risikofaktor in Schwellenländern heranzuziehen. Bei den derzeit in Europa herrschenden politischen Turbulenzen ist ebenso wenig gesichert, wie sich die Fähigkeit und Willigkeit eines Landes entwickeln wird, seine Schulden zu begleichen.

Ein weiterer Faktor, auf den Fondsmanager in asiatischen und einigen lateinamerikanischen Ländern setzen, ist Wachstum, das mit Konsum einhergeht, der wiederum die Wirtschaft ankurbelt. Auch unterstützt durch die demografische Entwicklung, die zu jener in Europa und den USA beinahe gegenläufig ist, bildet sich langsam in den Schwellenländern eine Mittelschicht heraus. Fondsmanager erhoffen sich von dieser einen weiteren deutlichen Impuls für Konsum und Wirtschaft.

Laut Handelsstatistiken machen Privatkredite in den USA heute bereits 100 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. In Indien, China, Indonesien oder Thailand sind es weit unter 20 Prozent.

"Diese Menschen konsumieren zu wenig", stellte dazu vor Kurzem ein Fondsmanager fest, der dafür das neu geschaffene englische Wort "underconsuming" verwendete. Natürlich braucht die Wirtschaft Konsum, aber ist es erstrebenswert, Schwellenländer ebenso abhängig von Finanzinstituten zu machen, wie es der Westen ist?

Sollen wir also darauf hoffen, dass der Rest der Welt in Zukunft mehr Schulden macht oder doch lieber darauf, dass die Wirtschaft durch Produktion gesteigert wird, die zu Lohnsteigerungen führt, was wiederum mehr Konsum ermöglicht.

Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.