Der ehemalige Präsident des Verfassungsgerichtshofes, Ludwig Adamovich, fühlt sich "noch nicht ganz als Ruheständler" und wird daher einer Anfrage von Bundespräsident Heinz Fischer folgend ab Herbst als ehrenamtlicher Berater für Verfassungsfragen in die Hofburg einziehen. Fischer selbst betonte am Montag in seiner Antrittspressekonferenz als Staatsoberhaupt im Presseclub Concordia, übereinstimmende Äußerungen in manchen Fragen würden damit "an Gewicht gewinnen".
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Als Berater in Verfassungs- und Rechtsfragen soll Adamovich künftig tätig sein. Als ein "sich Wappnen" für den Fall, dass im Zuge des Verfassungskonvents die Kompetenzen des Bundespräsidenten beschnitten werden könnten, will Fischer dessen Mitarbeit allerdings nicht verstanden wissen. Schon eher will der Bundespräsident bei Einstimmigkeit bestimmten Stellungnahmen mehr Gewicht verleihen können, wie er betonte.
Dem Verfassungsexperten wird in den Räumlichkeiten der Präsidentschaftskanzlei ein eigener Schreibtisch zur Verfügung gestellt.
Das Aufgabengebiet sei allerdings erst im Detail zu besprechen, betonte Adamovich im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Auf jeden Fall gebe es ein "breites Spektrum" an Tätigkeiten, da der Bundespräsident etliche verfassungsrechtliche Kompetenzen habe. Außerdem gebe es immer wieder Situationen, in denen es "gut ist, eine andere Meinung zu hören", erklärte Adamovich. Er selbst betrachte den Wunsch des Bundespräsidenten nach seiner Mitarbeit in der Hofburg als "Auszeichnung". Da er sich selbst "noch nicht ganz als Ruheständler" fühlt, sei er "froh, wenn es einiges zu tun gibt".
Amtsführung mit Kompass und Höhenmesser
In seiner Amtsführung will sich Fischer - wie der begeisterte Bergsteiger betont, mit Kompass und Höhenmesser ausgestattet - um einen sachlichen und vernünftigen Dialog bemühen - in manchen Sachen mitunter auch kontroversiell. Doch müsse er erst "vorsichtig ein Feeling entwickeln, wie man auch als Bundespräsident aktuelle Entwicklungen des Landes begleitet, ohne sich zu weit in die Tagespolitik einzumischen", erklärte das Staatsoberhaupt vor den zahlreich erschienen Medienleuten.
Seine Wohnung in Wien-Josefstadt will er keinesfalls aufgeben, betonte der Bundespräsident auf die Journalistenfrage, ob er nun doch die Amtswohnung in der Hofburg beziehen werde. Allerdings könne er sich vorstellen, so manche ausländischen Gäste nicht in die Josefstädter Straße, sondern zu einem Essen in privaterem Rahmen auch in die Räume der Hofburg einzuladen. Dies sei allerdings mit dem Burghauptmann abzusprechen.
Das außenpolitische Sommerprogramm
Fischer hat gestern auch seine nächsten außenpolitischen Termine genannt: So wird es etwa kommenden Sonntag in Salzburg zu einem Treffen mit seinem Schweizer Amtskollegen Joseph Deiss kommen. Am 18. August wird er in Wien den deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler begrüßen und am
25. August zu einem Treffen mit dem tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Klaus in die Tschechische Republik reisen. "So rasch wie möglich" will Fischer dann alle Nachbarstaaten besuchen.