Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 3 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Als am Dienstag die Meldung über den Rekord-Trainertransfer von Adi Hütter von Frankfurt zu Gladbach über den Äther lief, wird man wohl auch in der Salzburger Red-Bull-Sektion erfreut angestoßen haben. Ein bisschen zumindest. Nicht etwa, weil der heimische Serienmeister auch bei diesem Wechsel mitschneiden und die auch nach internationalen Kriterien imposanten Transferüberschüsse weiter aufgefettet hätte; sondern weil der Ex-Ex-Ex-Trainer des Serienmeisters einst im Groll gegangen war und dem wohlbestallten Bullen-Imperium zugunsten des kleinen Young Boys Bern später den Laufpass verpasste.
Und zwar deshalb, weil Hütter nicht mehr Teil des millionenschweren Transferkarussells mit alljährlichem Spielerausverkauf sein und darob sein "Gesicht nicht verlieren" wollte. Das war 2015. Prinzipiell war es für Hütters Trainerkarriere ja sehr förderlich, diesen Schritt getan zu haben - aber was die damaligen moralischen Ansprüche anbelangt, gilt: Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit.
Denn der Fußballfan, insbesondere jener der Eintracht, darf sich schon verwundert die Augen reiben, weshalb Hütter ausgerechnet jetzt und ausgerechnet zu Gladbach wechselt. Immerhin gilt Frankfurt als einer der großen deutschen Traditionsvereine, ist Gründungsmitglied der Bundesliga, die Fans haben wie der Verein Kultstatus. Gut, das ließe sich auch fast alles über die Fohlen sagen, dennoch ist Gladbach derzeit nicht auf Augenhöhe mit den Adlern: Es droht eine Saison ohne Europacup, während Hütter knapp davor steht, die Eintracht erstmals in die Champions League zu führen. Sorry, aber in so einer Situation geht man nur, wenn Barcelona oder Liverpool rufen. Es sei denn, es gibt so viel Schmerzengeld drauf, dass man die Hymne der Königsklasse schnell wieder vergisst. So wie die eigenen moralischen Ansprüche von früher und die jüngsten Treue-Schwüre ("Ich bleibe!").