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Zur Wiener Kaffeehauskultur gehört die typische Melange, ein besonderes Mobiliar und eine von geschäftigen Obern dominierte Bedienungskultur: Die individuelle Mischung dieser Bestandteile macht das Flair des jeweiligen Cafés aus. In einem Fall war das Essentielle auch die jahrzehntelange Betreuung durch das Besitzerehepaar.
Wer "ins Hawelka" ging, konnte sich verlassen, dass ihn am Eingang der alte Herr empfing, einen Platz zuwies und dass ab 16 Uhr die Frau Hawelka das Regime übernahm, die Gäste nach ihrem Befinden fragte, die Kellner herumscheuchte und ihren Mann gutmütig anschnautzte und am späten Nachmittag heimschickte. Vergangenen Dienstag starb mit Josefine Hawelka eine zur Kaffeehauslegende gewordene Persönlichkeit. ORF 2 verabschiedete sich gestern mit einem von Andrea Eckert gestalteten Porträt von der strengen, aber stets freundlichen Kaffeehaus-Chefin. Mit Herz und Seele war sie stets für die Gäste da und verwöhnte sie zu später Stunde mit ihren legendären Buchteln, durch die sie weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde.
Das mit Herzblut gedrehte Porträt beleuchtete die vielfältigen Facetten der Prinzipalin der Wiener Kaffeehausszene. Neben ihren stetigen Tätigkeiten erläuterte sie ihre Lebensphilosophie: Im Mittelpunkt standen der Betrieb und die Kundschaft, was nur möglich war, weil sie in ihrem Leopold einen kongenialen Lebenspartner gefunden hatte. Die Arbeit im und fürs Café war ihr Leben.
Was wäre aus diesem Café wohl geworden, wären die Hawelkas, dem Zeitgeist folgend, in "Frühpension" gegangen? Josefine Hawelka wird man im Café noch spüren, noch hören, auch wenn sie nicht mehr da ist: "Bin scho do!"