In einem an Premier Adrian Nastase adressierten Brief hat die EU-Kommission die rumänische Regierung dringend dazu aufgefordert, der Freigabe von Kindern zu Adoptionszwecken in das Ausland Einhalt zu gebieten.
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Das Schreiben soll nach Presseberichten den brisanten Hinweis enthalten haben, dass die Vorgangsweise Bukarests nicht im Einklang mit den für einen EU-Beitritt geforderten "Politischen Kriterien" im Menschenrechtsbereich stehe. Weiters soll in dem Brief in Aussicht gestellt worden sein, dass die EU künftig ihre Finanzhilfe an den Beitrittskandidaten empfindlich kürzen könnte.
Kommissionssprecher Diego de Ojeda dementierte dies umgehend. Weder von einer Kürzung der Finanzhilfe, noch von einem Aussetzen der Verhandlungen sei die Rede gewesen. Es käme nun auf die Antwort aus Bukarest an, wie man weiter vorgehen werde.
Während des letzten Jahrzehnts sollen mehr als 30.000 rumänische Kinder an Ausländer zur Adoption freigegeben worden sein. Seit 2001 gibt es in Rumänien ein Moratorium für internationale Adoption, das aber ganz offensichtlich nur mangelhaft überwacht wird.
Bei der vorgeblichen Adoption rumänischer Kinder handelt es sich nach Erkenntnis verschiedener europäischer Polizeibehörden in Wirklichkeit um Menschenhandel. Die Kinder, die aus den ärmsten Regionen des Landes stammen, werden von ihren Eltern an dubiose Organisationen verkauft, die die Minderjährigen betteln schicken oder zur Prostitution zwingen. Diese Praxis ist vor allem in Italien verbreitet.
Auf rumänischer Seite gibt man zu, dass das Moratorium aus dem Jahr 2001 umgangen wird. Zuletzt hat Bukarest beteuert, dass das Adoptions-Verbot solange in Kraft bleibe, bis eine "zufrieden stellende Rechtslage" hergestellt sei.