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Afghanistan als Ventil für Neubeginn mit Washington

Von Arian Faal

Analysen

Der Iran hat systematisch damit begonnen, zu sondieren, wie und wann man die Beziehungen zu Washington, die seit 30 Jahre eingefroren sind, wiederbeleben könnte, ohne sich den Wünschen der Amerikaner beugen zu müssen. Längst hat Präsident Mahmoud Ahmadinejad mit der Ernennung des ehemaligen Direktors der politischen Abteilung der Universität Washington, Prof. Mowlana, zum Sonderbeauftragten für "die Wiederbelebung iranisch-amerikanischer Beziehungen" die Weichen dafür gestellt.


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Hinter den Kulissen arbeitet das Büro des obersten geistlichen Führers, Ayatollah Ali Khamenei, auch schon einen Plan aus, wie, wann und unter welchen Voraussetzungen man bereit wäre, Washington wieder die Hand zu reichen. Zu den Rahmenbedingungen gehören neben der Aufhebung der Wirtschaftssanktionen der USA gegen Teheran (Airbus und Boeing sollen den Iran wieder mit neuen Flugzeugen beliefern dürfen) und der Garantie, dass eine etwaige wieder errichtete US-Vertretung kein Spionagezentrum sei, vor allem die Zusicherung des Westens, dass Teheran eine ernstzunehmende Großmacht ist. Und natürlich die Beilegung des Atomstreits.

Eine Annäherung bietet sich vor allem über den Umweg Afghanistan an. Dabei decken sich nämlich Teherans Interessen weitgehend mit denen der USA. Der Iran hatte zu Beginn des Kriegs gegen Afghanistan vor sieben Jahren die USA unterstützt, doch nachdem die Taliban gestürzt waren, verlangte Teheran den Abzug ausländischer Truppen und tut dies heute noch

Die USA wollen indes gerade jetzt neue Soldaten nach Afghanistan schicken, was der iranischen Führung eigentlich gegen den Strich geht. Doch was die Erzrivalen Teheran und Washington eint, ist, dass beide eine Rückkehr der Taliban an die Macht unter allen Umständen verhindern und die Terrorzellen um Al Kaida vernichten wollen. Denn die sunnitischen Terrorgruppen betrachten auch die Schiiten im Iran als Erzfeinde. Der Iran strebt die Rolle einer regionalen Großmacht an, wozu auch die Steigerung seines Einflusses in Afghanistan gehört. Ferner halten sich mehr als eine Million afghanische Flüchtlinge im Iran auf, die in Anbetracht der steigenden Arbeitslosigkeit im Land eine hohe Belastung darstellen.

Die Sperrung weiter Teile der Grenze mit Mauern und Stacheldraht hilft nichts gegen den florierenden Schmuggel, im Gegenteil: Der Drogenkonsum im Gottesstaat hat sich bedrohlich erhöht. Dies zwingt Teheran zur Kooperation mit den USA. Ideologisch ist das aus persischer Sicht eine Sünde, aber pragmatisch scheint sie der einzige Weg zu sein.