Juristen und Polizistenausbildung aus Wien? | Wien/London. Österreichs Engagement am Hindukusch könne gerne stärker sein, wünscht man sich in London. Im Vorfeld der nächste Woche in der englischen Hauptstadt stattfindenden Afghanistan-Konferenz, erklärte der britische Botschafter in Wien, Simon Smith, dass sich seine Regierung einen größeren Einsatz aus Wien wünschen würde. "Das ist nur logisch. Wir würden uns von überall ein größeres Engagement wünschen", sagte Smith am Dienstag bei einem Pressegespräch in Wien.
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"Ein instabiles Afghanistan ist eine Gefahr für unsere Gesellschaft; es ist ein sicherer Hafen für Terroristen und Drogenhändler", führte Smith aus. Seinen Informationen zufolge plane Österreich, sich stark in der Ausbildung von Polizeikräften einzubringen. Auch die Entsendung von Juristen und Minenspezialisten stehe im Raum. Es gebe bereits sehr konstruktive Gespräche mit den Behörden in Wien. Die britische Botschaft erwartet in den nächsten Wochen eine Entscheidung über Hilfe für Projekte und Leistungen. Was die Minenexperten betrifft, gab es aus Wien vorerst rotes Licht: Dazu "gibt es weder den Wunsch noch den Willen", sagte Bundesheersprecher Oberst Michael Bauer.
Was genau Österreich schließlich zu Afghanistan beisteuern soll, "ist nicht an uns zu beantworten", erklärte Smith. Bei der Afghanistan-Konferenz am 28. Jänner in London wird es ohnedies nicht primär um die Aufstockung von Truppen gehen. Hauptziel der Konferenz sei es vielmehr, Afghanistans Präsidenten Hamid "Karzai eine Plattform für seine Vision der Entwicklung Afghanistans zu bieten", erklärte Smith. Es gehe darum auszuloten, was jedes Land für den sicherheitstechnischen, politischen, ökonomischen und regionalen Aufbau des Landes tun könne.
Gates: "Versöhnung mit Taliban unrealistisch"
Auch wenn die Konferenz offenbar eher auf langfristige Erfolge abzielt, wird so mancher auch auf schnelle Fortschritte hoffen: Die nächste Afghanistan-Konferenz ist nämlich in Kabul geplant. Dort haben Taliban-Kämpfer am Montag Einkaufszentren, ein Regierungsgebäude und ein Luxushotel angegriffen. Bis zu zwölf Menschen starben in der von Sicherheitskräften schwer gesicherten Hauptstadt. Dennoch lobte der Nato-Oberkommandierende für Europa, James Stavridis, das Zusammenspiel der afghanischen Sicherheitskräfte bei dem Angriff. Es zeige, wie wirksam sie die Bevölkerung schützen könnten.
Anerkennung kam ebenfalls vom Chef des britischen Heeres, General David Richards: "Sie sind nicht zusammengebrochen. Sie haben sehr professionell reagiert." US-Verteidigungsminister Robert Gates hielt unterdessen eine Versöhnung der Taliban-Chefs und der Regierung in Afghanistan für unwahrscheinlich. Er begrüße zwar, dass Karzai auf der Ende Jänner in London geplanten Afghanistan-Konferenz einen neuen Plan zur "Versöhnung" vorstellen wolle. "Ich persönlich wäre über eine Aussöhnung mit (dem afghanischen Taliban-Anführer) Mullah Omar aber sehr überrascht", sagte Gates.