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Afghanistans Frauen bleiben Opfer

Von WZ-Korrespondentin Agnes Tandler

Politik

Erschütternder Bericht der Hilfsorganisation "Human Rights Watch".


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Kabul. Für Samira gibt es kein Happy End: Sie ist noch ein Kind, doch die 16-jährige Afghanin war bereits zweimal verheiratet. Vor einem Jahr fasste sie einen mutigen Beschluss. Heimlich verließ sie das Haus ihres Mannes und stieg in den Bus: allein. Es war das erste Mal, dass Samira ohne Mann oder Familie unterwegs war. Sie hatte Angst: Angst vor der Polizei, die sie finden und zurückschicken könnte, Angst vor der Rache der Familie und Angst, im Gefängnis zu landen. Denn in Afghanistan reicht es aus, dass eine Frau davonläuft, um sie über Jahre hinweg wegen "moralischer Vergehen" hinter Gitter zu bringen - ganz egal, ob sie vor einem gewalttätigen Ehemann, vor Misshandlung durch die Familie oder aus einer erzwungenen Ehe flieht.

Um die 400 Frauen und Mädchen, so schätzt "Human Rights Watch" (HRW), sind wegen "Sittenverbrechen" eingesperrt - das ist etwa die Hälfte aller inhaftierten Frauen. In der erzkonservativen Gesellschaft gilt es bereits als Straftat, wenn Frauen von zuhause weglaufen. Auch Sex außerhalb der Ehe wird als Moral-Verbrechen geahndet - ob freiwillig oder erzwungen spielt keine Rolle. Und dies über zehn Jahre nach dem Sturz des Taliban-Regimes. HRW klagt, dass die internationale Gemeinschaft das Interesse an Frauenrechten verloren habe. Im Vordergrund stehe der Abzug der Nato-Truppen, der spätestens bis 2014 abgeschlossen sein soll. Dann dürfte sich die Lage für die Frauen weiter verschlechtern.