UNDP: Subventionen für Bauern statt Importstützungen. | Malawi als Musterbeispiel. | Nairobi. (dpa) Hunger ist in vielen afrikanischen Entwicklungsländern ein Dauergast, doch mit dem dramatischen Anstieg der Preise für Grundnahrungsmittel mehren sich die Alarmmeldungen. In der sudanesischen Krisenprovinz Darfur muss das Welternährungsprogramm WFP die Rationen für die Flüchtlinge um 42 Prozent kürzen. In Somalia und anderen Konfliktgebieten geht den Helfern das Geld für die Versorgung aus, die Appelle an die Geberländer werden immer eindringlicher.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
In den westafrikanischen Ländern Senegal, Cote d´Ivoire und Kamerun kam es in den vergangenen Wochen zu Protesten und Hungerunruhen. Quer über den Kontinent sind Millionen Menschen mindestens bis zum Sommer auf Lebensmittelhilfe angewiesen, weil Hochwasser die Ernte zerstörten. In anderen Teilen Afrikas droht Dürre. So wurde in Kenia seit Jahresbeginn zehn Prozent weniger Mais produziert, das Grundnahrungsmittel. Spätestens im Juli, warnen Experten, sind die Vorräte aufgebraucht.
In Afrika wird die Preiskrise in den von Importen abhängigen Ländern noch verschärft durch Flüchtlingselend, instabile politische Verhältnisse und die Auswirkungen des Klimawandels. Es gibt unterschiedliche Versuche, das Problem anzupacken. In Mali sorgt die Regierung mit Subventionen für gerade noch finanzierbare Preise von Grundnahrungsmitteln. In Liberia ändern immer mehr Menschen ihren Speiseplan und essen Nudeln statt teuren Reis.
Liberia 79 als Warnung
Die hohen Preise für Lebensmittel stürzen nicht nur eine wachsende Zahl von Menschen in Armut und machen für die arme Bevölkerung selbst Grundnahrungsmittel unerschwinglich. Es droht auch politische Destabilisierung in dem an Bürgerkriegen nicht armen Kontinent.
Der liberianische Landwirtschaftsminister Chris Toe erinnerte kürzlich daran, dass 1979 die Steigerung der Reispreise entscheidenden Anteil an den Unruhen hatten, die das Land in Chaos und Gewalt stürzten. Liberia importiert Reis zu 90 Prozent aus den USA und Asien. "Angesichts unserer Geschichte wollen wir Reis erschwinglich und allgemein zugänglich machen, um sicher zu gehen, dass Frieden und Stabilität herrschen", betonte er. Mit Hilfe einer Schweizer Entwicklungsorganisation sollen der Reisanbau in Liberia vorangebracht und zusätzliche eigene Anbauflächen erschlossen werden.
Auch Pedro Sanchez, Leiter des Earth Institute der renommierten Columbia Universität und Sachverständiger für das UN-Entwicklungsprogramm UNDP, rät den afrikanischen Staaten, den Anbau von Lebensmitteln zu steigern und die einheimischen Bauern zu unterstützen. "Malawi hat es vorgemacht", betonte er. Mit Subventionen für Düngemittel, Darlehen für Bauern und Bereitstellung von Saatgut habe Malawi 2004 begonnen, den Maisanbau zu intensivieren. Bereits ein Jahr später sei ein Überschuss von 25 Prozent erzielt worden. Inzwischen exportiere Malawi Mais in Nachbarländer.
"Es ist viel effizienter, die Produzenten zu unterstützen als Nahrungsmittel einzuführen", ist Sanchez überzeugt. Auch für die Geberländer sei die Unterstützung einheimischer Bauern die preiswertere und nachhaltigere Methode, afrikanischen Ländern zu helfen. "Die zusätzlichen Kosten zur Steigerung der Maisproduktion betragen etwa 70 Dollar pro Tonne. Durch die Preissteigerungen kostet eine Tonne Lebensmittelhilfe inzwischen mehr als 1000 Dollar."