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Aus Holz geschnitzte Masken, die Männer bei rituellen Tänzen auf dem Kopf tragen, um ihre Achtung vor der Welt der Frau zu demonstrieren: Über diese westafrikanische Tradition berichtete das Ö1-"Radiokolleg" Montag.
Forscher siedeln die Entstehung dieses Kults, des Gèlèdè, in der Zeit an, als in diesem Teil der Welt das Matriarchat in ein Patriarchat überging. Seither stehen nach traditioneller Ansicht Frau und Mann als "Mutter und Vater des Wissens" an der Spitze der Gesellschaft. Die besondere Bedeutung der Frau erklärt sich im Gèlèdè aus deren harmonisierender Wirkung, die das Zusammenleben der Menschen erleichtern soll. Das könnte man einigen Ländern Westafrikas nur wünschen.
2001 erklärte die UNESCO das Gèlèdè zum immateriellen Erbe der Menschheit. Damit soll eine Überlieferung geschützt werden, deren Verschwinden einen Verlust für die gesamte Menschheit bedeuten würde. Und wer sich mit diesem Gedankenguticht auseinander setzen will, sondern bloß die Wohnung ein wenig dekorieren möchte, kann dies auch tun.
Tippt man in eine Internet-Suchmaschine Gèlèdè ein, dann stößt man u. a. auf eine Webseite, auf der afrikanische Kultgegenstände von Marionetten über Masken bis zu Statuen angeboten werden. Das liest sich dann folgendermaßen: "Sehr feines Orakelbrett. Mehlreste der Zeremonien sind noch da. Super Patina und oben das Gesicht des Gottes Eshu. Ein Ständer ist dabei. Preis: 480 Euro." - Auch so kann das Menschheitserbe bewahrt werden.