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Afrikas Fußball und der weiße Trainer

Von Christoph Rella

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Man wird sehen, wie lange sich der neue Trainer von Senegals Fußball-Nationalmannschaft, Aliou Cissé, an der Spitze seines Heimteams wird halten können. Immerhin vergeht in Afrika kein Tag, an dem nicht irgendwo ein Coach entlassen, gesucht oder eingestellt wird. Langfristige Besetzungen sind hier selten, geht es doch vielen Teams nur darum, die Zeit bis zum nächsten Großereignis wie WM oder Cup zu überbrücken, um dann vorm Auftritt auf der Weltbühne einen neuen - meist europäischen - Coach aus dem Hut zu zaubern.

Man nehme nur die WM 2010 als Beispiel, als sich Côte d’Ivoire (Sven-Göran Eriksson), Ghana (Milovan Rajevac), Nigeria (Lars Lagerbäck) und Kamerun (Paul De Guen) mit bekannten Namen eindeckten. Nur die wenigsten blieben ihrem Teams treu und schieden schon nach wenigen Monaten wieder aus. Die harte Knochenarbeit, die Qualifikation, tun sich nur wenige an.

Nun haben die Gründe, warum die Europäer so begehrt sind, nichts mit kolonialen Fantasien zu tun. Vielmehr erwarten sich die Verbände vom europäischen Import mehr Disziplin und Ruhe im ungestümen, afrikanischen Spiel, sondern auch taktische Finessen. Hinzu kommt auch, dass solche Rochaden von den heimischen Starspielern selbst eingefordert werden, sind es doch Samuel Eto’o, Didier Drogba und Co. ja gewohnt, mit den besten Trainern zusammenzuarbeiten.

Aliou Cissé wird es schwer haben. Selbst bei guten Leistungen. Als etwa dem nigerianischen Coach Stephen Keshi 2014 als erstem afrikanischen Teamchef der Einzug in ein WM-Achtelfinale gelang, wurde er erst bejubelt und dann abgesägt. Nun soll er von einem Ausländer ersetzt werden. Gerecht ist das nicht.