Agenten, Spitzel und Spione sind bekanntlich ein spannendes Thema - gerade für den Film. Das zwielichtige Spiel aus Täuschung, Tricks und Mord gepaart mit Verfolgungsjagden und Suspense hat fesselnde Kinoklassiker hervorgebracht und wird wohl auch in Zukunft selbst in James-Bond-Manier immer wieder fröhliche Urständ’ feiern. Doch während das Kino selbst verwirrende Spionage-Krimis linear, fesselnd und sogar verständlich zu erzählen weiß, haben es Nachrichtensendungen da schwieriger: Sie müssen dem Zuseher komplexe, nüchterne Sachverhalte vermitteln, selbst wenn diese in bewegten Bildern gar nicht so leicht darstellbar sind.
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So kam es auch Donnerstagabend, als in der "ZIB2" über den aufsehenerregenden Mord an einem Hamas-Führer in Dubai berichtet wurde. Das vermeintliche Netzwerk hinter dem Mord - von bis zu 26 beteiligten Mossad-Agenten ist die Rede - wird dem Zuschauer bildlich mit Diagrammen, die komplizierte Personenverbindungen aufzeigen, und Aufnahmen von Überwachungskameras plausibel gemacht. Was diese Bilder eigentlich genau zeigen - man sieht nur anonyme Personen -, bleibt aber unklar. Als Experte wird der nicht unumstrittene deutsche Journalist Wilhelm Dietl herangezogen.
Im Ganzen: Ein spannender, sachlicher, aber nur bedingt erhellender Beitrag, bei dem die meisten Fragen offen bleiben. Das ist nicht ein Fehler der ORF-Redaktion, wohl aber zeigt sich bei näherer Betrachtung, wie leicht manipulierbar wir durch das scheinbar so authentische Nachrichtenfernsehen sind: Mit Bildern, Informationen und Personen, die der Zuseher nicht kennt, lässt sich trefflich jonglieren, und mit Wort, Ton und Bild allerlei suggerieren.