Der Zucker-Konzern Agrana will seinen eingeschlagenen Weg der Aquisitionen und des Wachstums weiter fortsetzen. Dabei kommt dem für die Agrana jungen Geschäftsfeld Fruchtzubereitung eine wesentliche Rolle zu. "Denn dieser Markt ist in Bewegung", wie Agrana-Vorstand Johann Marihart im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" betont. "Der Einstieg bei weiteren Unternehmen ist für uns durchaus interessant und vorstellbar."
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Im Vorjahr hat die Agrana ihr Geschäftsfeld vergößert. Zucker und Stärke sollten nicht länger die einzigen Produkte sein. Fruchtzubereitungen und Saftkonzentrate erweiterten die Angebotspalette, steigerten den Konzern-Umsatz und brachten 3.350 zusätzliche Mitarbeiter.
Drei Unternehmen wurden gekauft: Der dänische Fruchsafthersteller Vallo Saft, die Steirerobst AG und der französische Fruchtriese Atys, der Weltmarktführer bei Fruchtzubereitungen für die verarbeitende Industrie ist. Atys steigerte den Umsatz um 405 Mill. Euro, Steirerobst um 110 Mill. und Vallo Saft um knapp 40 Mill. Euro.
Die Strategie sieht vor, im Fruchtbereich weiter zu wachsen, bis 2007 soll der Umsatz auf 750 Mill. Euro steigen. Damit sich auch der Konzern-Umsatz in den nächsten Jahren auf 1,68 Mrd. Euro verdoppelt. Dies soll durch die neuen Erwerbungen erreicht werden, wobei weitere Aquisitionen möglich sind. So wird zum Beispiel eine neue Fabrik in Moskau gebaut. Alle drei Firmen sollen ihren Namen, mit dem sie sich auf dem Markt bewährt haben, behalten. Denn es handelt sich um Geschäfte mit Industriekunden, die nicht wie der Endkunde mit einem neuen Markennamen beglückt werden müssen.
Doch die Wachstumseuphorie ist noch nicht perfekt. Immerhin haben beim Atys-Kauf die deutschen Behörden ein Wort mitzureden. So wurde die Zustimmung vom deutschen Kartellamt abgelehnt, wogegen die Agrana beim Oberlandesgericht Düsseldorf berufen hat. Für den Fall einer nochmaligen Ablehnung wurde mit dem Verkäufer eine Alternative für Deutschland gefunden. Die Entscheidung soll noch im Juni fallen. Frankreich, die USA, Ungarn und Mexiko haben dem Agrana-Atys-Deal bereits bewilligt.
Auch bei Steirerobst läuft noch nicht alles rund. So brachte 2003 ein Rekordergebnis, doch es gibt einen Konflikt mit den Kleinaktionären. Deren Vertreter Wilhelm Rasinger hat dem Zuckermonopolisten vorgeworfen, er plane einen Squeeze-Out - wie im Börsejargon das Herausdrängen der Minderheitsaktionäre heißt. Marihart bestreitet dies jedoch auf Anfrage der "Wiener Zeitung". Daran sei nie gedacht worden, es wurde lediglich das Pflichtangebot vorgelegt, das allerdings nur von einer kleinen Zahl von Aktionären angenommen worden sei. Der Streubesitz konnte von 15 auf 10% reduziert werden, so Marihart.
Bei Zucker und Stärke, den Agrana-Klassikern, ging der Umsatz trotz geringerer Produktion nur leicht zurück. Im extrem trockenen Vorjahr wurden nur 4,2 Mill. t Rüben zu 636.000 t Zucker verarbeitet, da sind um 1,1 Mill. t Rüben oder 128.000 t Zucker weniger als im Jahr zuvor. Hinzu kommen 139.000 t Zucker, die in Rumänien raffiniert wurden. In Österreich wurden 386.000 t erzeugt, der heimische Umsatz konnte sogar um 4 Mill. auf 324 Mill. Euro gesteigert werden. Die kurze Kampagne (Ernte- und Verarbeitungszeit) von 68 Tagen ließ die Fixkosten purzeln.
Die Agrana hat sich in Ungarn, Rumänien, der Tschechischen Republik und der Slowakei eingekauft. Ein besonderes Sorgenkind ist der rumänische Markt, wo die Regierung nicht bereit ist, die Zuckerrübenproduktion zu fördern. Diese ist in den letzten Jahren von 37.000 auf 10.000 Hektar geschrumpft. Die einzige Zuckerfabrik dient nur noch als Lager, für die 170.000 t Rohrzucker, die aus Brasilien importiert werden.
Keine optimale Struktur gebe es in der Slowakei, wo noch zwei Fabriken in Betrieb sind, meint Marhart. Dem Standort Rimavská Sobota könnte die Schließung drohen. "Das ist jedoch ein heißes Thema in der Slowakei, da dort Arbeitsplätze fehlen."
Zu kämpfen hat die Agrana mit steigenden Energiekosten, die dieses Jahr um 4 Mill. Euro mehr ausmachen werden.