Das Zuckergeschäft reizt die Agrana, den heimischen Zucker- und Stärkekonzern, längst nicht mehr. Das drohende Ende der EU-Zuckermarktordnung machte es für den Vorstand notwendig, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Seit einigen Jahren stehen Fruchtzubereiter (Steirerobst, Atys, Vallo Saft und Wink) an erster Stelle auf der Einkaufsliste. Jetzt beabsichtigt die Agrana, sich im zweiten Anlauf die Deutsch-Schweizerische Früchteverarbeitung GesmbH (DSF) zu schnappen.
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Bei der Übernahme des französischen Fruchtzubereiters Atys wurde die damalige Atys-Tochter DSF zur Hürde in Deutschland. Denn die deutschen Kartellbehörden stellten die Bedingung, dass die in Konstanz ansässige DSF nicht an die Agrana gehen darf.
Jetzt versucht der heimische Zuckerhersteller die DSF, die mit 220 Mitarbeitern einen Umsatz von 60 Mio. Euro erwirtschaftet, im zweiten Anlauf zu erwerben. Die Belegschaft wurde darüber von Agrana-Chef Johann Marihart am Montag bei einer Betriebsversammlung in Konstanz informiert. Zwischen Agrana-Vorstand und der DSF-Geschäftsführung ist die Akquisition bereits paktiert. Noch ist ungewiss, ob der Deal diesmal gelingt. Erst müssen die deutschen Kartellwächter entscheiden, unter welchen Bedingungen sie zustimmen können. Gegenüber der "Wiener Zeitung" zeigte sich Agrana-Sprecherin Doris Schober jedoch zuversichtlich, dass der Akquisition aufgrund geänderter Rahmenbedingungen in Deutschland nichts mehr im Weg steht: "Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart."
Rätselhaft ist, wer die DSF-Anteile von der Atys-Gruppe im Vorjahr übernommen hat. Die DSF gehört laut Auskunft der Agrana unter anderem der Schweizer Getränke AG. Wer die restlichen Eigentümer sind, darüber konnten weder die Sprecher der Agrana noch der DSF Auskunft geben.
Unzufriedene Kleinanleger
Zu kämpfen hat die Agrana auch an einer anderen Front. Seit Wochen muss sie sich mit unzufriedenen Kleinanlegern herumschlagen, die mit dem Abfindungspreis für die Tochter Steirerobst höchst unzufrieden sind.
Während der Börsekurs der Steirerobst-Aktie in den letzten Tagen auf knapp 55 Euro geklettert ist, sollen die verbleibenden Kleinaktionäre (unter 10%) mit 34 Euro abgespeist werden. Danach verschwindet das Unternehmen vom Kurszettel der Börse.
Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger sieht wegen des guten Osteuropageschäfts der Steirerobst Erklärungsbedarf: "Der Gewinn pro Aktie stieg auf 5,79 Euro und übertrifft damit jenen der Agrana-Aktie von 5,62." Auch hält Rasinger die Wahl des Prüfers, nämlich die KPMG, die auch die Agrana prüft, für fragwürdig. Steirerobst-Investor Rupert Staller geht davon aus, dass die Agrana versucht habe, die Unternehmskennzahlen bewusst schlecht darzustellen. Er will klagen.