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Agrarsektor verliert in Österreich an Bedeutung

Von Petra Tempfer

Wirtschaft
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Sie prägen die Landschaft: Maisfelder in Ostösterreich.
© fotolia

Der Agrarbereich trägt weniger als ein Prozent zur Wirtschaft bei.


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Wien. Der Urlaub auf dem Bauernhof boomt - selbst Bauer sein wollen in Österreich aber offenbar immer weniger. Die Zahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe sinkt laut Statistik Austria konstant. Wurden doch 2010 nur 173.317 davon gezählt - 1995 waren es noch 239.099.

"Der Agrarsektor trägt bereits weniger als ein Prozent zur Wirtschaft bei", sagt Landwirtschaftsexperte Franz Sinabell vom Institut für Wirtschaftsforschung zur "Wiener Zeitung". "Vor 200 Jahren waren es 90 Prozent." Der Grund dafür: Der Agrarsektor werde kontinuierlich von anderen Bereichen verdrängt, allen voran dem Dienstleistungsbereich. Auch der Grad der Selbstversorgung sinkt laut Sinabell. Dennoch seien die Österreicher noch zu 90 Prozent Selbstversorger, bei Brotgetreide Vollversorger. Die Werte für Weizen lagen im Jahr 2010 bei 104 Prozent. Hochwertiger Hartweizen wird für Pasta nach Italien exportiert.

Was angebaut wird, richtet sich nach den Marktsignalen

Grünland macht allerdings den größten Anteil in Österreichs Landwirtschaft aus, erst dann folgen die Ackerflächen. Was angebaut wird, richtet sich nach den Marktsignalen, so Sinabell. Der Getreide- und Maisanbau trage den Löwenanteil. Mais - genau diese Pflanzenart wurde bisher mit Neonicotinoide beinhaltenden Beizmitteln behandelt, um sie widerstandsfähiger gegen den Maiswurzelbohrer-Käfer zu machen. Das von der EU-Kommission vorgeschlagene Verbot dieser Stoffe, die für Bienen schädlich sein sollen, trifft die Landwirtschaft daher hart und "macht die Maisproduktion jetzt sehr schwierig, weil Mais fast ausschließlich konventionell angebaut wird", so Sinabell. Nach einem "Bienen-Gipfel" hat ja nun auch Umweltminister Nikolaus Berlakovich umgeschwenkt und dem EU-Vorschlag zugestimmt.

Einer seiner Kritikpunkte hatte gelautet: Es sei nicht eindeutig nachgewiesen, dass Neonicotinoide schädlich für Bienen sind. Tatsächlich wird Mais nicht von Bienen bestäubt, sie kommen mit dem Beizmittel also nicht direkt in Kontakt. Laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) genügen aber schon Neonicotinoide beinhaltende Staubpartikel, die in der Nähe der Felder durch die Luft wirbeln, um Bienen zu schaden.

Neben den für Schädlinge giftigen Insektiziden (rund 100 Tonnen werden jährlich ausgebracht), zu denen das Mais-Beizmittel zählt, kommen vor allem Unkrautvernichtungsmittel (1458,5 Tonnen) und Anti-Pilzmittel (1299,9 Tonnen) zum Einsatz, um Obst und Gemüse zu schützen.

All diese Pestizide spielen in Österreich allerdings eine weniger dominante Rolle als im Rest der EU: Im Vergleich mit den übrigen Mitgliedstaaten zeichnen wir uns durch den höchsten Anteil an Biobetrieben aus: 16 Prozent aller Betriebe sind diesen zuzurechnen, wie aus einem Bericht des Lebensministeriums hervorgeht. Wer seine Produkte als "Bio" verkauft, wird streng kontrolliert - der Verzicht auf Gentechnik und Chemie in der Landwirtschaft ist nur ein Bruchteil der Bedingungen, um die Biobauernförderung zu erhalten.