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Ahmadinejad, der ungeliebte Gast

Von WZ-Korrespondent Matthias Bernold

Politik
Lästig: Ahmadinejad. Foto: ap

Der Besuch des iranischen Präsidenten in den USA sorgt für Empörung. | NewYork. Der iranische Staatpräsident Mahmud Ahmedinejad erneuerte in einer Frage-Antwort-Stunde an der Universität von Columbia in New York am Montag seine umstrittenen Positionen zum Holocaust, zum Konflikt in Israel und zum Krieg im Irak. Dem Auftritt Ahmedinejads vor 600 Gästen im Festsaal der Universität waren lange Kontroversen voraussgegangen, ob es zulässig sei, dem umstrittenen Staatspräsidenten ein Forum zu bieten.


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Gefragt, ob er den Holocaust bezweifle, antwortete Ahmedinejad ausweichend: "Ich sage nicht, dass der Holocaust sich nicht ereignet hat, ich sage nur, dass nichts dagegen spricht, die Geschichte immer wieder neu zu erforschen." Auf die Frage, ob er daran festhalte, Israel "von der Landkarte streichen" zu wollen, antwortete Ahmedinejad ebenfalls indirekt: Das palästinenische Volk solle in einem Referendum diese Frage entscheiden.

Die Reise Ahmedinejads sorgt in den USA für Aufregung. Schon Stunden vor seinem Auftritt protestierten jüdische Organisationen mit Israelflaggen auf dem Campus. Mit Vertretern iranischer Studenten kam es zu heftigen Wortgefechten.

Versteht Aufregung nicht

Ahmedinejad, der in einem Brief an US-Präsident George W. Bush im vergangenen Mai darüber nachgedacht hatte, ob die Anschläge auf das World Trade Center ein Coup von US-Geheimdiensten und anderen gewesen sein könnten, erklärte in der CBS-Nachrichtensendung "60 Minutes", er verstehe nicht, warum sein Besuch am Ground Zero die Amerikaner verletzen könnte.

Das Interesse an dem persischen Politiker war groß. Innerhalb von einer halben Stunde waren die 600 Sitzplätze der Veranstaltung ausgebucht. Nicht einmal für Journalisten renommierter internationaler Blätter gab es noch Tickets. "Ich habe gleich, als es bekannt wurde, versucht, mich anzumelden", sagt ein frustrierter "Guardian"-Reporter, der vor verschlossenen Türen warten musste, "aber die Organisationsleitung hat gemeint, sie sind bis auf den letzten Platz ausgebucht."

Der Columbia Campus verwandelte sich an diesem Montag in ein Sperrgebiet. Polizei und Sicherheitsdienste sicherten die Eingänge. Jeder, der aufs Gelände wollte, musste sich einer Personenkontrolle unterziehen. Auf den Zäunen und Mauern prangten Transparente, Studentengruppen skandierten Parolen und hielten Plakate in die Höhe. Hunderte hatten sich auf den Stiegen der Hauptbibliothek versammelt, wo ein Rednerpult errichtet wurde. Die Rede Ahmedinjads wurde auf eine Videoleinwand übertragen.

Weniger neugierig als die Universität begegnete Ahmedinjad das offizielle New York. Als Ahmedinejad, der heute vor dem UN-Sicherheitsrat sprechen wird, um dort die iranische Atompolitik zu rechtfertigen, Anfang vergangener Woche bekundet hatte, die 9/11 Gedenkstätte Ground Zero besuchen zu wollen, wurde ihm das von den New Yorker Polizeibehörden unter Verweis auf Sicherheitsbedenken prompt verwehrt. Das konservative Kleinformat New York Daily News titelte beifallspendend: "Go to hell!"