Türkei wird iranisches Erdgas nach Europa exportieren. | Iranische Regierungsdelegation auf Staatsbesuch in Afrika und Südamerika. | Wien/Ankara/Teheran. Es war ein überaus erfolgreiches Wochenende für Irans Wirtschaft. Mehrere abgeschlossene Abkommen wurden in den Medien als "sichtbarer Beweis für die Sinnlosigkeit der Wirtschaftssanktionen des Westens" präsentiert. Mit einer umfassenden Offensive will die Führung die Sanktionen umgehen.
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Als Staatschef Mahmoud Ahmadinejad am Samstag den türkischen Außenminister Ahmad Davutoglu bei sich zu Gast hatte, wurde nicht nur über eine Lösung im Atomstreit gesprochen, sondern vor allem über die bilateralen Beziehungen zwischen Teheran und Ankara. Gerade rechtzeitig vor dem Besuch haben beide Staaten ein Abkommen über die gemeinsame Erschließung des größten iranischen Gasfeldes South Pars unterzeichnet. Der Türkei wird nun ermöglicht, über große Mengen des iranischen Gases (35 Milliarden Kubikmeter) zu verfügen und es unter anderem nach Europa zu pumpen. Der türkische Energieminister Taner Yildiz, der seine Unterschrift unter das Dokument geleistet hatte, bewertete das Projekt auf rund vier Milliarden US-Dollar. Ahmadinejad unterstrich: "Der Ausbau der Zusammenarbeit zwischen den Ländern der Region, vor allem zwischen Iran und der Türkei, sind in der Beginnphase des Untergangs der hegemonialen Gewaltmächte notwendig." Davutoglu ergänzte, dass der Iran ein immer wichtigerer Partner würde.
Am Sonntag machte sich Ahmadinejad dann auf den Weg, um insgesamt fünf afrikanische und südamerikanische Länder zu besuchen. "Bei den Beziehungen Irans zu Gambia, Brasilien, Venezuela, Bolivien und dem Senegal wird es in den Bereichen Energie, Investment, Handel, wissenschaftliche und industrielle Zusammenarbeit sehr große Fortschritte geben. Diese Länder sind in ihrer jeweiligen Region sehr bedeutend", meinte Ahmadinejad am Montag gut gelaunt gegenüber der Presse.
Nette Worte von Lula
Erste Station war Gambia. Bei seiner Ankunft in der Hauptstadt Banjul wurde er am Sonntagnachmittag von Gambias Präsidenten Yahya Jammeh mit militärischen Ehren empfangen. Begleitet wurde der Staatschef von einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation, die einige Vorverträge mit dem westafrikanischen Staat abschließen konnte. Am Montag reiste die iranische Delegation dann weiter in den Senegal, um auch dort einige bilaterale Projekte zum Vertragsabschluss zu bringen. Und noch am selben Tag ging es von Afrika über den Atlantik in die lateinamerikanischen Staaten Brasilien, Bolivien und Venezuela. Schon vorab verteidigte der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva das Recht des Iran auf die zivile Nutzung der Atomkraft und forderte einen neuen Umgangston mit Teheran. Es sei eine "Ehre", Ahmadinejad empfangen zu dürfen.