"Aids ist offensichtlich nicht mehr schick", beklagte "Aids Hilfe Wien"-Geschäftsführerin Claudia Kuderna die steigende Ignoranz. Es werde wieder nötig sein, Aids zu thematisieren; denn hierzulande leben mehr Menschen mit der Krankheit als je zuvor. Mit dem 13. Welt-Aids-Tag am 1. Dezember soll diese Entwicklung eingebremst werden, hieß es am Mittwoch.
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Täglich kommt es in Österreich zu ein bis zwei Neuinfektionen. Seit 1998 ist trotz aller Bemühungen (Aufklärungsarbeit, Spritzentausch, Ersatzdrogenprogramme) die Zahl der Neuinfizierungen steigend: In den ersten beiden Quartalen des vorigen Jahres konnten 160 Neuinfektionen verzeichnet werden, im gleichen Zeitraum des Jahres 2000 sind es bereits 220. Immer mehr sind es vor allem auch Heterosexuelle, die sich anstecken, womit sich die Zahl der erkrankten Frauen massiv erhöht. Noch immer aber sind es zwei Drittel Männer, die infiziert sind. Österreichweit haben sich 7.609 Menschen mit dem Virus angesteckt. Bei 2.038 der Infizierten ist die Krankheit bereits ausgebrochen. "Diese Daten sind nicht wirklich berauschend", urteilte Kuderna.
"Für diesen Anstieg gibt es ein Bündel von Gründen", so Kuderna weiter. Dass z.B. in der Öffentlichkeit noch immer von Risikogruppen die Rede ist oder auch die irrige Annahme, dass die Kombinationstherapie Aids heilen könnte, wodurch das Bewusstsein, dass es sich hier um eine tödliche Krankheit handelt, untergraben wird.
"Daher sind präventive Maßnahmen enorm wichtig", resümierte Kuderna. Besonders gefährdet ist die Altersgruppe zwischen 25 bis 35 und hier in erster Linie Frauen und schwule Männer, die trotz ständiger Konfrontation mit dem Thema zunehmend auf die Verwendung eines Kondoms vergessen. Von einer positiven Bilanz könne also keine Rede sein.
Für Wiltrut Stefanek, Gründerin des Vereins "H.I.V.", ist es auch die gesellschaftliche Ignoranz, die die Betroffenen zusätzlich belastet: "Am Arbeitsamt heißt es dann, dass man erst wiederkommen soll, wenn man gesund ist." Diese Art von Intoleranz war Anlass, den "H.I.V."-Verein zu gründen, der vor allem Frauen unterstützen soll. Aktionen anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember sollen auf die erschreckenden Zahlen aufmerksam machen. Mit einem Fackelzug, der von den Aids-Organisationen "H.I.V." und "Positiver Dialog" organisiert wird, soll an jene erinnern, die "den Kampf gegen die Krankheit verloren haben", so Stefanek. Höhepunkt der Aktionen rund um den Welt-Aids-Tag ist der Benefizevent des Life Ball-Teams "Together 2000" im Wiener Ronacher am 2. Dezember, bei dem auch Lionel Richie für den Kampf gegen Aids ansingt.