+++ 1055 zu 1002 bei den bestellten, 378 zu 290 bei den gebauten Flugzeugen.
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Paris/Seattle. Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat seinen amerikanischen Erzrivalen Boeing auch 2005 bei Bestellungen und Auslieferungen übertroffen und damit dessen Hoffnungen zunichte gemacht, zumindest bei den Bestellungen die Marktführerschaft wieder übernehmen zu können. Die Zahl der Auslieferungen sei von 320 auf 378 Verkehrsflugzeuge gestiegen, sagte Airbus-Chef Gustav Humbert am Dienstag in Paris. Das seien 57 Prozent aller weltweit ausgelieferten Flugzeuge (über 100 Sitze).
Airbus-Auftragsstand wuchs auf 2177 Jets
Der Umsatz stieg von 20,5 auf 22,3 Milliarden Euro. Bei Airbus wurden 1055 Flugzeuge bestellt, fast drei Mal so viel wie 2004 - und um 53 Maschinen mehr als bei Boeing. Die Bestellungen bei Airbus haben sich damit gegenüber 2004 fast verdreifacht. Der Auftragsbestand wuchs auf 2177 Flugzeuge - von 1500 Ende des Jahres 2004.
Noch nie hat der europäische Flugzeugbauer so viele Bestellungen eingefahren wie 2005 und noch nie hat er so viele Flugzeuge gebaut. Erneut hängte Airbus den US-Rivalen Boeing bei der Produktion ab und darf sich im dritten Jahr in Folge mit dem Titel des weltweit größten Flugzeugherstellers schmücken. Bei Boeing verließen - auch wegen eines dreiwöchigen Streiks - nur 290 Flugzeuge die Fertigungslinien.
Auch bei Boeing ein
Aber auch der US-Flugzeughersteller hat im vergangenen Jahr so viele FlugzeugBestellungen verzeichnet wie nie zuvor. Netto seien 2005 genau 1.002 Passagiermaschinen geordert worden - nach 272 ein Jahr zuvor -, hatte der Airbus-Konkurrent in der Vorwoche in Seattle mitgeteilt.
Die meisten Order verzeichnete Boeing für die Mittelstreckenflieger des Typs 737. Aber auch die Flugzeugtypen 777 und 787 stellten jeweils eigene Rekorde auf. Konkret meldete der US-Konzern für sein 737-Modell 569 Nettobestellungen. Für den Typ 777 gingen 154 Aufträge ein. Und für den kommenden 787 "Dreamliner" erhielt Boeing insgesamt 235 Aufträge. Das bisherige Boeing-Rekordjahr war 1988 mit 877 Bestellungen.
Die Wiederauferstehung des in der schweren Krise der Luftfahrtbranche nach den Terroranschlägen 2001 schwer gebeutelten amerikanischen Traditionsunternehmens hat einen Namen: B 787. Das mittelgroße Langstreckenflugzeug, das 2007 erstmals abheben und ein Jahr darauf in den Liniendienst gestellt werden soll, verkaufte sich allein 2005 mindestens 185 Mal. Und während in den Jahren zuvor Airbus den Rivalen mit seiner Modellpolitik in die Defensive zu drängen schien, wirkte der Programmstart des A350 im Oktober wie eine Reaktion auf den Erfolg des Konkurrenzmodells.
Airbus-Sprecher David Velupillai sieht das naturgemäß ganz anders. Der A350 sei viel größer als der B787 und für den jüngsten Airbus-Spross lägen immerhin schon 164 Bestellungen und Kaufverpflichtungen von zwölf Kunden vor. Der B787 habe eben zwei Jahre Vorsprung, meint Velupillai. Zum vergleichbaren Zeitpunkt habe der Dreamliner schlechter dagestanden als der A350 derzeit.
Kampf um Aufträge geht heuer weiter
Beide Gesellschaften profitierten von einer großen Nachfrage aus Asien und der Billig-Fluggesellschaften, fochten aber auch einen harten Preiskampf aus. Und der Kampf um Aufträge geht heuer munter weiter: Auch in der obersten Liga der Super-Jumbos. Der Airbus A380 hat in diesem Jahr zwar erstmals abgehoben, aber nicht bei den Verkäufen. UPS unterschrieb Mitte Dezember einen Vertrag über zehn Frachtmaschinen, insgesamt stehen für das größte Flugzeug in der Geschichte der zivilen Luftfahrt damit 159 Orders zu Buche. Aber Boeing will jetzt doch mit einer aufgepeppten Version seines "Dinos" 747, der 747-8, Airbus noch den einen oder anderen Kunden wegschnappen.
Apropos: Kunden wegschnappen - die deutsche Kanzlerin Angela Merkel warb einem Zeitungsbericht zufolge bei ihrem Besuch in Moskau beim russischen Präsidenten Wladimir Putin für einen Kauf des Airbus A350. Merkel und der französische Präsident Jacques Chirac hätten schon in Briefen an Putin zu Anfang Jahres versucht, Einfluss auf eine etwa 3 Mrd. Euro teure Ausschreibung der Fluggesellschaft Aeroflot für 22 neuer Langstreckenflugzeuge zu nehmen, berichtete die Moskauer Zeitung "Kommersant" am Montag. Bisher hatte nach russischen Medienberichten Boeing die besseren Chancen, den Auftrag zu gewinnen.