Dem Unternehmen Airbus drohen eine Woche nach dem Absturz einer Air-France-Maschine über dem Atlantik hohe Verluste durch stornierte Bestellungen. Gleichzeitig fordern Kunden vehement die Aufklärung der Unglücksursache. Die Fluggesellschaften warteten auf Vorschläge zu möglichen technischen Änderungen, sagten die Vorstandschefs von Gulf Air und Qatar Airways, Björn Näf und Akbar al-Baker, der Nachrichtenagentur Reuters.
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"Falls es eine offizielle Empfehlung gibt, dann werden wir natürlich handeln. In Sicherheitsfragen machen wir keine Kompromisse", sagte Näf weiter.
Mehrere Airline-Vorstandschefs lehnten eine umgehende Überprüfung der Geschwindigkeitssensoren dagegen ab. "Dieses Problem wurde in der Presse aufgeworfen, wir wissen aber nicht, ob es das Problem ist", sagte der Chef von TAP-Air Portugal, Fernando Pinto.
Ermittler untersuchen derzeit, ob eine falsche Fluggeschwindigkeit zu der Katastrophe führte, bei der alle 228 Insassen beim Flug von Rio de Janeiro nach Paris starben. Nach Angaben der französischen Untersuchungsbehörde für Luftfahrtunglücke meldete die A330-200 am Pfingstmontag kurz vor ihrem Absturz widersprüchliche Geschwindigkeitsmessungen.
Die Behörde forderte Airbus-Kunden auf, einige der dafür zuständigen Sensoren auszutauschen. Air France selbst hatte die Maßnahme nach eigenen Angaben schon vor fünf Wochen eingeleitet, nachdem es an ihren Airbus-Flugzeugen unterschiedlicher Typen zu Vereisungsproblemen mit den Sensoren kam.
Airbus äußerte sich zu den Behördenangaben bisher nicht. Verkaufschef John Leahy betonte aber, der A330-200 sei sicher. "Er ist das Rückgrat der Luftfahrtindustrie", sagte der Top-Manager am Rande des Jahrestreffens der Internationalen Luftfahrtvereinigung IATA in Kuala Lumpur.
Schwere Zeiten für Airbus
Mit schönen Worten geben sich potentielle Käufer aber nicht zufrieden. Wie die Wirtschaftswoche berichtete, erwägt die internationale Leasingfirma ILFC eine Stornierung milliardenschwerer Bestellungen. Bis einschließlich Juni könne man kostenlos abbestellen, zitierte das Onlinemagazin ILFC-Chef Steven Udvar-Hazy. "Wir können uns aber auch vorstellen, die Auslieferung zu verschieben oder andere Flugzeuge zu nehmen."
Der erste Auftragsverlust für einen A380 wäre für den europäischen Flugzeugbauer ein Desaster. Bereits im Mai kündigte das Unternehmen eine Produktionsdrosselung an, weil die Wirtschaftskrise Neubestellungen bremse.
2009 sollen nur noch 14 Maschinen ausgeliefert werden, ursprünglich waren 21 Übergaben geplant. Im Jänner hoffte Airbus noch auf zehn Neubestellungen. Ob die angepeilten 20 Maschinen, die 2010 fertig werden sollen, angesichts der drohenden Stornierung gebraucht werden, scheint fraglich.
Udvar-Hazy sagte der WirtschaftsWoche, es interessierten sich immer weniger Fluglinien für den A380, vor allem in China. Mit seinen Dimensionen und 500 Sitzplätzen lasse es sich auf weniger Flugplätzen einsetzen als gedacht. Zudem sei die Maschine für Leasingfirmen teuer, weil die Umrüstung von einer Fluglinie zur anderen 25 Mio. Dollar (18 Mio. Euro) koste.
(APA)