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Airbus stolpert über Elektroleitungen EADS-Konzern sucht neue Rezepte

Von Franz Steinbauer

Analysen

Das Problem der europäischen Flugzeugindustrie hat einen Namen: Es heißt A380 - die aus Deutschland kommenden Komponenten für diesen Super-Jumbo von Airbus passen nicht zu den Teilen, die im größten Werk des Mutterkonzerns EADS im südfranzösischen Toulouse hergestellt werden.


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Konkret handelt es sich um Verkabelungen mit einer Gesamtlänge von 500 Kilometern, die nicht so zusammenstimmen, wie sie sollten. Leider hat man bei dem deutsch-französisch dominierten europäischen Luftfahrt-Konzern übersehen, dass ultraleichte Aluminium-Kabel schwierig zu handhaben sind. Die Leichtmetall-Kabel sind nicht so biegsam und brauchen daher viel mehr Platz als traditionelle Kupfer-Leitungen. Anscheinend wurde auf Tests und Simulationen vergessen. So weit - so technisch.

Wirtschaftlich geht es sowohl um Managementfehler als auch um strukturelle Probleme. EADS hat zu viele Produktions-Standorte, die ungleich stärker nach politischen als nach wirtschaftlichen Kriterien auf Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien aufgeteilt worden sind. Dass Russland seine Beteiligung an EADS erhöht hat, lässt darauf schließen, dass auch Russland an Aufträgen interessiert ist.

Wären die Werke hingegen in einem Land konzentriert, könnten die Ingenieure Abstimmungsprobleme schneller erkennen. Sie müssten dann nicht an falsch gefertigten Teilen herumbasteln - ohnehin ein Anachronismus im Zeitalter der standardisierten industriellen Fertigung.

Ein weiterer Konstruktionsfehler des europäischen Luftfahrtkonzerns ist das fein austarierte Machtgleichgewicht zwischen Franzosen und Deutschen. Als Kurzzeit-Airbus-Chef Christian Streiff - ein Franzose, der vorher lange in Deutschland tätig gewesen war - das Handtuch warf, ließ er es sich nicht nehmen, kräftig Dampf abzulassen. Er sprach von einem subtilen "Gleichgewicht von Machtmenschen und Positionen" im EADS-Konzern. Streiff forderte, Airbus müsse endlich gegenüber den US-Amerikanern aufholen. Airbus liege wirtschaftlich zehn Jahre hinter dem Erzrivalen Boeing zurück.

Der Staatssekretär im deutschen Bundesministerium für Finanzen, Thomas Mirow, der auch früher stets das Hamburger EADS-Werk unterstützt hat, legt den Finger auf die offene Wunde der Managementfehler: "Airbus hat auf der Führungsseite mit dem raschen Wachstum nicht Schritt gehalten."

Den Weg aus dem Chaos könnte just das strikte Sparprogramm Streiffs weisen. Umgesetzt wird die Kursänderung allerdings vom neuen Airbus-Boss Louis Gallois, der in Personalunion einer der EADS-Chefs ist. Produktionsverlagerungen in Billiglohnländer gelten als so gut wie sicher. Jeder vierte Mitarbeiter in Europa könnte im Zuge der Reform seinen Job verlieren. Dass die Lieferungen aus Billiglohnländern weitgehend im schwachen Dollar statt im starken Euro bezahlt werden , könnte EADS zusätzliche Einsparungen bringen.