Erstflug Singapur - Sydney am 25. 10. | Paris. Am kommenden Montag will Airbus endlich wieder feiern. Mit mehr als einem Jahr Verspätung wird der erste Superjumbo A380 mit großem Pomp an Singapore Airlines ausgeliefert. 500 Gäste sind nach Toulouse geladen, Thomas Enders ist der große Zeremonienmeister. Doch ausgerechnet kurz vor dem großen Tag ist der neue Airbus-Chef in Bedrängnis geraten: Er steht mit 20 weiteren Spitzenmanagern des Konzerns unter dem Verdacht des Insiderhandels.
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Der europäische Luftfahrtkonzern hat ein schwarzes Jahr hinter sich. Die Verspätungen in der Entwicklung seines neuen Großraumflugzeugs A380 haben zu Verlusten in Milliardenhöhe geführt. In der Folge wurde ein Sparplan verabschiedet, dem 10.000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen, sieben Airbus-Fabriken, darunter vier in Deutschland, werden verkauft, die Konzernspitze wurde ausgetauscht.
Doch am Montag übernimmt Singapore Airlines endlich den ersten A380. Zehn Tage später, am 25. Oktober, startet er zu seinem ersten Linienflug nach Sydney. Die Fluggesellschaft hat die 471 Plätze mit Riesenerfolg über eBay versteigert, der Gewinn geht an caritative Organisation. Der Chef von Singapore Airlines ist jedenfalls begeistert: "Dieser erste Flug verspricht einer der aufregendsten Augenblicke in der Geschichte der Luftfahrt zu werden." Immerhin hat er lange warten müssen, und statt des einen Exemplars hätten es 29 sein sollen. Als zweite Fluggesellschaft wird Emirates nächstes Jahr mit dem ersten seiner insgesamt 55 bestellten A380 rechnen dürfen.
12 Milliarden Euro #Entwicklungskosten
Mit dem Riesenvogel startet das größte je in Serienfertigung gebaute Passagierflugzeug. Es kann zwischen 555 und 840 Passagiere transportieren - und das vergleichsweise sparsam und leise. Doch auch die Kosten sind enorm. Seine Entwicklungskosten erreichen mittlerweile 12 Milliarden Euro - mehr als die Baukosten des Tunnels unter dem Ärmelkanal. Die gestiegenen Kosten und die verzögerte Auslieferung haben auch die Schwelle angehoben, ab der der A380 Gewinn abwerfen soll. Die zuletzt vom Unternehmen genannte Zahl von 420 Stück dürfte inzwischen auf über 500 gestiegen sein, schätzen Beobachter. Bisher liegen erst knapp 200 feste Bestellungen vor.
Der Jubel über die erfolgreiche A380-Auslieferung droht in jedem Fall rasch wieder zu ersticken. Schon eine Woche später steht eine außerordentliche EADS-Hauptversammlung auf dem Programm. Der eigentliche Grund: Die Absegnung der Konzernreform. Der mutmaßliche Höhepunkt: Eine Aussprache über die Aktiengeschäfte des Top-Managements.