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Airlines-Aktien sind am Boden

Von Peter Kantor

Wirtschaft

Unter starkem wirtschaftlichem Druck steht die europäische Luftfahrtindustrie nicht erst seit dem 11. September. Die Terroranschläge in den USA stürzten die Airlines und Airports am Kontinent aber in eine schwere Krise. Die börsennotierten Branchenwerte werden dabei höchst unterschiedlich beurteilt.


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Nach dem Schock vom 11. September ist die Auslastung der Fluglinien des Europäischen Luftfahrtverbands (AEA) um 20% eingebrochen. Der gesunkenen Nachfrage wird mit der Streichung von Frequenzen und Destinationen begegnet, renommierte Flugunternehmen wie Swissair und Sabena sind schon auf der Strecke geblieben.

Seit November geht es zwar wieder aufwärts, mit Ausnahme des Business-Segments wurden in Europa beinahe wieder die Passagierzahlen der Vergleichsperiode des Vorjahrs erreicht. Die Krise der Branche ist damit aber nicht vorbei, kämpfen doch vor allem die Airlines schon seit geraumer Zeit mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Überkapazitäten. Aktuell stehen laut AEA alleine am Kontinent mehr als 100 Flugzeuge am Boden herum - brachliegendes Kapital, das auch noch Kosten durch Wartung und Parken verursacht. Entsprechend dürften die Bilanzen aussehen: Die IATA, der Internationale Luftfahrtverband, erwartet für heuer einen Verlust für die internationale Luftverkehrsbranche von 12 Mrd. Dollar.

Das warnende Beispiel der Swissair - ehemals Paradeunternehmen in einem Paradeland - vor Augen wird bei nahezu allen Fluglinien mit einschneidenden Restrukturierungsmaßnahmen reagiert. Den Jobabbau forcieren besonders die US-Fluglinien wie United Airways (minus 20.000), US-Airways (minus 11.000), aber auch British Airways (minus 7.000), Lufthansa (über 4.000 vor allem in den USA), Iberia (minus 3.000), Alitalia (minus 2.500) und KLM (minus 2.500). Bei der AUA soll der Personalstand um rund 800 verringert werden, Strecken auf Nordatlantikverbindungen und nach Nahost reduziert bzw. temporär stillgelegt werden.

Die Frage, wie viele der zahlreichen Airlines überleben werden, wagt zur Zeit kaum ein Experte zu beantworten. "Immerhin hat der Sektor etwa den Golfkrieg überstanden. Auch, wenn es rund ein Jahr für die Erholung der Branche brauchte", meint dazu Georg Waldner, Transportation-Analyst der Erste Bank. Letztlich hätten die damaligen Restrukturierungen einen vier Jahre währenden Impuls für die Profitabilität der Branche gebracht.

Aktuell stehen besonders die renommierten, alteingesessenen, nationalen Airlines auf schwierigem Posten. Sie haben eine zum Teil starre Struktur und sind zunehmend mit der Konkurrenz der "Low Cost Carrier" konfrontiert. Scheinbar paradoxerweise boomen gerade in Zeiten mit gestiegenem Sicherheitsbedürfnis Billig-Fluglinien wie die irische Ryanair oder die britische Easy Jet. Die amerikanische Southwest Airlines dürfte als eine von sehr wenigen Airlines auch heuer Gewinn schreiben.

Anders die AUA, die für heuer einen Verlust von 150 Mill. Euro erwartet. Konjunktureinbruch, reduzierte Passagierzahlen, Überkapazitäten, ein hoher Schuldenstand und wenig Cash werden auch von den Analysten als Unsicherheitsfaktoren genannt. Als "fair bewertet", sieht Erste-Spezialist Waldner im Vergleich mit anderen europäischen Fluglinien den aktuelle AUA-Kurs. Im aktuellen Aktienkurs sei ein leichtes Konkursszenario bereits enthalten. "Die Restrukturierungspläne des neuen Vorstands wurden glaubhaft präsentiert, jetzt wird es auf die Umsetzung ankommen", so Waldner.

Als attraktivster Wert unter den europäischen Airlines gilt Analysten zufolge derzeit die Lufthansa. Nach 24 Euro zu Beginn 2001, lag die Aktie im Laufe des Jahres relativ konstant bei 18 Euro und fiel erst mit dem 11. September auf 8 Euro. Aktuell liegt sie bei etwa 15 Euro. "Von den Fundamentaldaten ist die Lufthansa die stärkste europäische Airline-Aktie und zudem noch relativ günstig", meint Waldner und erwartet ein baldiges Erreichen des Jahreshochs.

Unter einer sehr bescheidenen Nachfrage leiden zur Zeit auch die börsenotierten Flughäfen in Europa. Die rückläufigen Passagierzahlen wirken sich allerorten aus, so auch auf den Flughafen Wien, dessen Aufkommen zu 60% von der AUA gedeckt wird. Die Aktie sei zwar chronisch unterbewertet, räumt Waldner ein, sie liege 50% tiefer als ihre Bewertungskennzahlen es nahelegen würden und sei damit interessanter als vergleichbare Flughäfen wie etwa der in Kopenhagen. Trotz "wunderbarer Renditen" und "viel Cash" sehen Investoren aber nur ein geringes Wachstumspotential für den Flughafen Wien.