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Airlines im Visier der EU und USA

Von Martyna Czarnowska

Europaarchiv

Europäische und amerikanische Behörden ermitteln. | Untersuchungen bei Lufthansa, British Airways, SAS. | Auch Asien-Airlines unter Verdacht. | Brüssel. Die EU und USA gehen gemeinsam gegen illegale Preisabsprachen von Flugunternehmen vor. Die weltweiten Ermittlungen der EU-Kommission - die mit dem Justizministerium in Washington und nationalen Kartellbehörden in Europa zusammenarbeitet - betreffen die Treibstoffzuschläge beim Frachttransport. Laut der Nachrichtenagentur Reuters geht es dabei um den Vorwurf illegaler Absprachen über die Höhe der Zuschläge.


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Unter Verdacht geraten sind unter anderen die Deutsche Lufthansa, British Airways, Air France-KLM, Cargolux und SAS sowie in den USA American Airlines und United Airlines. Die AUA ist nach eigenen Aussagen nicht betroffen. Die Ermittlungen sind auch auf Asien ausgedehnt worden: Büros von Fluggesellschaften aus Japan, Südkorea und Hongkong - wie Japan Airlines, Asiana Airlines und Cathay Pacific Airways - wurden durchsucht. In zahlreichen Städten der Vereinigten Staaten - unter anderen New York, Chicago und Los Angeles - wurde das FBI tätig. In den USA drohen für Kartellverstöße Gefängnisstrafen, in der EU können dafür Geldbußen von bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes verhängt werden.

Gestiegene Ölpreise, billige Konkurrenz

Durch die Konkurrenz billiger neuer Fluglinien aus Osteuropa und dem arabischen Raum sind die großen Fluggesellschaften in den letzten Jahren zunehmend unter Preisdruck geraten. Hinzu kamen steigende Ölpreise. Daher haben die meisten Unternehmen weitere Zuschläge eingeführt - und Spediteuren höhere Transportkosten beschert. Ob es bei diesen Zuschlägen Preisabsprachen gegeben hat - was gegen das Kartellrecht verstoßen würde - will die EU-Kommission nun prüfen. Der weltweite Luftfrachtmarkt wird derzeit auf rund 50 Milliarden Dollar (etwa 42 Milliarden Euro) jährlich geschätzt und macht ungefähr zwölf Prozent des Umsatzes der Fluggesellschaften aus.

So hat allein Lufthansa Cargo im Jahr 2004 an die 1,8 Millionen Tonnen Fracht und Post befördert, fast 11 Prozent mehr als 2003. Der Umsatz betrug 2,5 Milliarden Euro. Wegen lahmender Weltkonjunktur waren die ersten neun Monate des Vorjahres im Vergleich aber schwächer: In diesem Zeitraum wurden 1,3 Millionen Tonnen befördert, was einen Umsatz von 2 Milliarden Euro brachte.

Kein Kommentar und Verwunderung

Zu den laufenden Ermittlungen der EU wollte sich Lufthansa nicht äußern. Das Unternehmen werde die Behörden voll unterstützen, hieß es lediglich. Mit Verwunderung reagierte die Frachttochter von Air France-KLM, neben Lufthansa Cargo größter Luftfrachttransporteur. "Wir sind überrascht, denn dies ist ein schwerwiegender Vorwurf", kommentierte Vizepräsident Marc Boudier die Untersuchungen.