Die offizielle Beschäftigungsstatistik spiegelt nicht die Realität auf dem österreichischen Arbeitsmarkt wider, kritisiert die Arbeiterkammer (AK). Von Zuwächsen könne keine Rede sein, vielmehr sei die Zahl der Vollzeit-Arbeitsplätze seit dem Jahr 2000 um 61.000 gesunken, berichtete AK-Präsident Herbert Tumpel am Mittwoch in einer Pressekonferenz.
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Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) hat für die AK die von der Regierung veröffentlichten Daten unter die Lupe genommen. Demnach stieg die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse im Jahresdurchschnitt von 2000 bis 2003 um 51.000 bzw. 1,6% auf 3,070.700. Darin enthalten sind allerdings auch Bezieherinnen bzw. Bezieher von Kinderbetreuungsgeld, deren Zahl von 58.600 im Jahr 2001 auf 102.600 im Jahr 2003 sprunghaft gestiegen ist. "Rund 90% des Anstieges bei der Beschäftigtenzahl waren im Berichtszeitraum auf die neue Kindergeldregelung zurückzuführen", sagte Wifo-Experte Ewald Walterskirchen.
Verzerrt werde die Statistik auch durch die Hinzurechnung von Personen, die Altersteilzeit in Anspruch nehmen. Diese Arbeitsform werde in Österreich meist "geblockt", d.h. die betreffenden Personen sind in der zweiten Hälfte gar nicht mehr am Arbeitsplatz. Als Beschäftigte zählen sie aber trotzdem, ebenso wie Präsenzdiener, SchulungsteilnehmerInnen, Personen im Dauerkrankenstand und Beamte im Vorruhestand.
Bereinigt um diese Faktoren und in Vollzeit-Äquivalenten ausgedrückt, ging die Zahl der Arbeitsplätze zwischen 2000 und 2003 um 28.000 zurück, rechnete Walterskirchen vor. Einem Rückgang bei den Vollzeit-Arbeitsplätzen um 61.000 stand ein Zuwachs bei TeilzeitJobs um 65.000 gegenüber.
Walterskirchen brachte gestern auch den Begriff "Arbeitskräfteüberschuss" ins Spiel. Darunter versteht das Wifo Arbeitslose plus SchulungsteilnehmerInnen, PensionsvorschussbezieherInnen und Arbeitslose im Krankenstand. Im Durchschnitt des Jahres 2003 seien dies 9,5% der aktiven Unselbständigen bzw. etwa 321.000 Personen (um 66.600 mehr als 2000) gewesen. Die offizielle Arbeitslosenrate betrug 7%.
Tumpel forderte mindestens 2 Mrd. Euro Steuerentlastung für Bezieher von kleinen und mittleren Einkommen schon 2004. Gemeinsam mit 1 Mrd. Euro zusätzlichen Infrastrukturinvestitionen könnten rasch 30.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden.