"Es ist nicht unser Interesse, die Lehrlingsausbildung zu verschulen oder zu verstaatlichen", betonte der Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB), Fritz Verzetnitsch, gestern vor Journalisten. "Aber Bund, Länder und Gemeinden haben ihre Lehrstellen 2003 reduziert. Dem Finanzminister war ein Nulldefizit wichtiger als die Lehre."
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Ende März waren 13.563 Jugendliche ohne Lehrstelle, 9.885 absolvierten einen AMS-Kurs bzw. einen Lehrgang des sogenannten Auffangnetzes. Dem gegenüber standen 2.463 offene Posten. ÖGB und Arbeiterkammer (AK) fordern ein "echtes Auffangnetz". Vorstellbar sei zudem eine Ausbildungsabgabe aller Betriebe in einen Topf, aus dem jenen Unternehmen, die Lehrlinge ausbilden, Kosten ersetzt würden. Diesbezüglich positive Beispiele gebe es in Vorarlberg sowie österreichweit in der Bauindustrie. Der Regierungsbeauftragte für Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung, Egon Blum, habe selbst einen solchen Fonds - eben in Vorarlberg - initiert, er betone allerdings das Prinzip "Freiwilligkeit". AK-Präsident Herbert Tumpel meinte, auch er werbe für "Freiwilligkeit" - "Wenn das aber nicht freiwillig geht, dann eben verpflichtend."
Jede/r Vierte betroffen
Insgesamt würden zumindest 800.000 Österreicher im laufenden Jahr zumindest einmal arbeitslos sein, sagte Tumpel. AK-Berechnungen zu Folge verursacht Arbeitslosigkeit hohe volkswirtschaftliche Kosten: Im ersten Quartal 2004 waren 335.628 Personen im Durchschnitt 100 Tage ohne Arbeit. Dadurch seien dem Staat 829 Mill. Euro an Steuern und Abgaben entgangen. Im Jahr 2000 seien es 742 Mill. Euro gewesen.