Wohnen wird teurer, lautet die Diagnose der Arbeiterkammer-Experten vor dem Jahreswechsel. "Das heurige Jahr war kein gutes für Mieter", folgert AK-Präsident Herbert Tumpel.
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Das Belastungsbündel, das Mieter in den nächsten Jahren treffen wird, setzt sich aus Wohnrechtsnovelle 2000, Gebührenerhöhungen und den Novellen der Budgetbegleitgesetze zusammen. In Zukunft könnten auch die Altmietzinse beträchtlich steigen. Im Justizministerium hat sich ein Arbeitskreis formiert, der erörtert, inwiefern alte Verträge mit niedrigem Zins an "heutige Mietzinse herangeführt" werden sollen. Die stark gestiegene Inflationsrate trifft alle Mieter. Erleichterungen bei befristeten Mietverträgen für Vermieter und der "Ausverkauf" des sozialen Wohnbaus werden das ihrige tun, um die Preise am Wohnungsmarkt in die Höhe zu treiben, fürchtet der AK-Chef: "Befristete Wohnungen sind bereits teurer als unbefristete."
Sorge bereitet der Interessensvertretung auch der Verkauf der bundeseigenen Genossenschaftswohnungen. Dadurch würden Sozialwohnungen zum Spekulationsobjekt. Denn ab Jänner dürfen rund 110.000 "gemeinnützige" Wohnungen auch privaten Immobilienhändlern angeboten werden. "Ein Vorkaufsrecht der Mieter besteht nicht", erklärt AK-Wohnrechtsexperte Franz Köppl. In Folge stünde die Gemeinützigkeit vor dem Aus, vermutet die AK, da die privaten Genossenschaften angekündigt haben, den Verfassungsgerichtshof anzurufen. "1,5 Millionen Bewohner wären von dieser Zerschlagung des sozialen Wohnbaus betroffen."
Im Spitzenfeld Europas
Die AK fordert Höchstgrenzen bei Mieten, nachvollziehbare Zu- und Abschläge sowie eine Begrenzung bei Betriebskosten. Teuer seien auch die Maklergebühren. Mit 25.000 S pro Vertrag liegt Österreich im europäischen Spitzenfeld, so die Experten. Tumpel verlangt deshalb eine Reduktion von drei auf zwei Netto-Monatsmieten.