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Akademie wird Hochschule

Von Heiner Boberski

Politik

Regierung fixierte Umstieg auf Pädagogische Hochschulen. | Bis 2013/14 fast 100.000 Pflichtschüler weniger. | Innsbruck. Geht es nach den Plänen der Regierung werden aus derzeit 51 Institutionen, die Pflichtschullehrer aus- und weiterbilden, acht staatliche Pädagogische Hochschulen. Sie sollen im Herbst 2007 den Betrieb aufnehmen und 2010 die ersten Absolventen mit dem Titel Bachelor hervorbringen. Das gaben Bildungsministerin Elisabeth Gehrer und Staatssekretär Karl Schweitzer bekannt, nachdem sich die Koalition auf ihrer Klausur in Innsbruck auf einen Gesetzentwurf geeinigt hatte.


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Dieser Entwurf für die neuen Pädagogischen Hochschulen, die die bisherigen Akademien und Institute ersetzen sollen, geht nun zur Begutachtung. Das Gesetz soll am 8. November vom Ministerrat beschlossen und am 6. oder 7. Dezember im Nationalrat verabschiedet werden.

Zu den acht staatlichen Hochschulen, die nicht jene Autonomie wie die Universitäten erhalten, kommen voraussichtlich noch zwei kirchlich geführte Hochschulen in Wien und Linz. Das Burgenland erhält als einziges Bundesland keine Pädagogische Hochschule des Bundes, sondern eine private unter Beteiligung der Diözese Eisenstadt.

Lehrerausbildung wird nicht vereinheitlicht

Der vielfach, auch von der Zukunftskommission des Bildungsministeriums, geäußerte Wunsch nach einer einheitlichen Lehrerausbildung aller Personen im Lehrberuf - vom Kindergarten bis zur Hochschule - wurde nicht erfüllt. Die Ausbildung der Lehrer für höhere Schulen bleibt den Universitäten vorbehalten. Die Wiener Bildungspsychologin Christiane Spiel, Mitglied der Zukunftskommission, erwartete aber im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" eine "Vernetzung" der neuen Hochschulen mit den Universitäten, was die Lehrerausbildung betrifft, und das sei "ein Schritt in die richtige Richtung".

Auch das BZÖ hält am Ziel fest, zu einer gemeinsamen pädagogischen Ausbildung der Lehrer zu kommen. Gehrer erklärte dazu, sie sei für eine Evolution und nicht für eine Revolution. Wichtig sei zunächst, dass sich die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ebenen verbessere.

Überschattet wird die Reform der Lehrerausbildung von einem deutlichen Schülerschwund in den nächsten Jahren. Von den Grünen wurden hier bis zu 12.500 gefährdete Lehrerdienstposten genannt, eine Zahl, die man im Bildungsministerium für überzogen hält. Die Zahlen seien nur bei einem Gleichbleiben der Bedingungen realistisch, meinte der Generalsekretär des Bildungsministeriums, Hermann Helm, am Montag Abend vor Journalisten. Zum Beispiel stünden 2008 und 2012 noch Finanzausgleiche an.

Überzählige Lehrer in Nachmittagsbetreuung

An den Pflichtschulen dürften bis 2013/14 die Schülerzahlen nach Berechnungen des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) gegenüber 2003/04 um 14 Prozent beziehungsweise über 96.000 sinken - von 677.000 auf 580.000. Der stärkste Schülerrückgang steht in Kärnten und der Steiermark bevor, Wien kommt relativ glimpflich davon.

Deshalb werde es in den kommenden Jahren wahrscheinlich zu einem Engpass an Neuanstellungen kommen, räumte Helm ein. Bei sämtlichen Berechnungen von Grünen und Gewerkschaft werde aber der von Bildungsministerin Gehrer betriebene Ausbau der Nachmittagsbetreuung vergessen. Da der Bund dafür auch Lehrer-Stunden bezahle, könnte bei entsprechender Nutzung der Lehrer-Rückgang aufgefangen werden.