Für Supernoten gibt es seit 60 Jahren die Promotion "sub auspiciis praesidentis".
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Wien. Was haben die Friedensforscherin Hildegard Goss-Mayr, die Sprachwissenschafterin Ruth Wodak, die Medizinerin Elisabeth Pittermann, die Theaterwissenschafterin (und Kritikerin der "Wiener Zeitung") Hilde Haider-Pregler, der Mathematiker Rudolf Taschner, der derzeitige Uni-Wien-Rektor Heinz Engl, Helmut Denk, der heutige Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, und Klaus Pekarek, Vorstandschef der Raiffeisen Versicherung, gemeinsam?
Sie wurden wie etwa 1000 weitere Personen, von denen rund 400 heute, Dienstag, in der Aula der Wissenschaften in Wien an einer Feier teilnehmen, in den letzten 60 Jahren "sub auspiciis praesidentis" promoviert. Bedingung für diese Auszeichnung, in Anwesenheit des Bundespräsidenten oder seines Vertreters die Doktorrolle und den 14-karätigen goldenen Ehrenring in Empfang zu nehmen, sind lauter Einser in allen Oberstufenzeugnissen, eine Matura mit Auszeichnung, durchwegs "Sehr gut" auf alle Universitätsexamina und die Dissertation.
"Das ist kein 100-Meter-Lauf, das ist ein Marathonlauf", lobt Bundespräsident Heinz Fischer diese Leistung, zu der neben Talent sicher auch "Strebertum" gehört, wie Elisabeth Pittermann einräumt. Eine Sub-auspiciis-Promotion öffnet die Tore zu einer wissenschaftlichen Karriere, obwohl sie nicht mehr wie früher den Anspruch auf eine Assistentenstelle mit sich bringt.
Mit dieser Zeremonie knüpfte die Republik Österreich am 5. März 1952 an die alte Tradition der "promotio sub auspiciis imperatoris" an, die erstmals für das Jahr 1625 nachweisbar ist. Sie wurde beispielsweise Viktor Franz Hess zuteil, der dann 1936 den Nobelpreis für Physik erhielt. Pech hatte der spätere Nobelpreisträger Erwin Schrödinger, der 1910 alle Bedingungen erfüllt hätte: Die Universität Wien gewährte pro Jahr nur drei Absolventen diese Auszeichnung - Schrödinger wäre der Vierte gewesen.
Auf eine Sub-auspiciis-Promotion in zwei Fächern brachten es bisher nur sechs Personen. Zu dieser Elite zählt nun auch Primarius Bruno Schneeweiß. Am "Dies academicus", dem Gründungstag der Universität Wien (12. März), wird er, 30 Jahre nach seinem Medizinabschluss, für sein Griechisch-Doktorat ausgezeichnet.