Zum Hauptinhalt springen

Aktienmärkte zwischen Angst und Gier: Panik pur an den Börsen

Von Karl Leban

Analysen

"Rette sich, wer kann." Nach dieser Devise wird an den internationalen Aktienbörsen derzeit wie wild verkauft. Es herrscht Weltuntergangsstimmung. Neutrale Beobachter könnten meinen, dass bereits die letzten Tage der Menschheit angebrochen sind. Etliche Medien verstärken diesen Eindruck noch - mit reißerischen Aufmachern, die von Blutbädern und Horror künden.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

In der Tat hatte es der jüngste Kurseinbruch - der die Fortsetzung eines schleichenden, bereits seit sechs Monaten währenden Preisverfalls ist - in sich. Ob die Talfahrt in dieser Schärfe aber gerechtfertigt ist, sollte zumindest in Frage gestellt werden - auch wenn Börseprofis sagen: "Der Markt hat immer recht."

Das zentrale Thema, an dem die Investoren vermutlich noch länger kauen werden, ist die panische Angst vor einer Rezession in den USA, die im schlimmsten Fall auch auf die Weltwirtschaft übergreifen könnte.

Diese Angst hat sich über Wochen und Monate mehr und mehr vertieft. Begründet ist sie freilich nicht.

Die realen Wirtschaftsdaten - nicht nur global, sondern auch in Europa - signalisieren zwar eine Konjunkturabkühlung, aber bei weitem keinen Absturz in die Rezession. Und selbst für die USA gilt es vorerst als nicht ausgemacht, dass ihre Wirtschaft zwei Quartale in Folge schrumpft. Zumal die Regierung bereits ein riesiges Konjunkturpaket auf den Weg gebracht und die US-Notenbank zuletzt die Zinsen massiv gesenkt hat.

Abgesehen von ausländischen Banken, die sich mit Subprime-Papieren gehörig verspekuliert haben, verdienen die Unternehmen nach wie vor bestens - vor allem in Österreich, wo die meisten börsenotierten Firmen im Vorjahr Rekord-Gewinne geschrieben haben und der Ausblick für heuer nur unwesentlich eingetrübt sein dürfte. Vor diesem Hintergrund sollte an den Märkten bald wieder die Vernunft einkehren. Denn angesichts der tatsächlichen Wirtschaftslage gibt es keinerlei Grund zur Panik. Eine globale Wirtschaftskrise wie in den 1930er Jahren ist nicht in Sicht.

Abschließend: Aktienkurse bewegen sich immer im Spannungsfeld von Angst und Gier. Derzeit eben ist es pure Angst, die viele Investoren dazu treibt, ihre Aktien in Bausch und Bogen aus den Depots zu schaufeln. Die Zeiten der Gier werden jedoch wiederkommen, in denen die Anleger die Kurse steil nach oben bewegen. Das war in der Geschichte der Börsen immer so. Seite 21