Die Kooperation mit dem deutschen Stromgiganten E.ON stand zwar nicht auf der Tagesordnung der gestrigen ordentlichen Hauptversammlung der Verbund AG, war trotzdem ein Thema. Der seit kurzem geforderten Österreich-Lösung wird Vorrang eingeräumt, doch auch einer europäischen Einbindung steht man von Verbund-Seite positiv gegenüber. Ähnlich sieht es auch der Mehrheitseigentümer Bund.
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Verbund-Vorstand Hans Haider "glaubt an die Österreich-Lösung" und nennt die derzeitigen Verhandlungen konstruktiv. Er bedauert allerdings, dass die Lösung nicht allzu groß ausfallen wird, weil sich Tirol und Vorarlberg, die über viele Wasserkraftanlagen verfügen, ausgeklinkt haben. Sollte der E.ON-Deal scheitern - derzeit sind die Verhandlungen ausgesetzt - so werde kein Pönale zu zahlen sein. Die langwierigen Verhandlungen seien jedoch so etwas wie eine "moralische Vereinbarung". Dass sich der Verbund in Sachen deutsch-österreichischer Zusammenschluss zu weit hinausgewagt habe, weist Haider von sich. Schließlich gehe es "nur" um die Wasserkraft.
Zuvor will der Verbund enger mit der EStAG (Energie Steiermark), die mit dem ebenfalls steirischen Energieversorger Steg fusionieren wird, zusammenrücken. Die EStAG wird ihre Wasserkraftwerke in die Verbund-Töchter Austrian Hydro Power und die thermischen Kraftwerke in die Austrian Thermal Power einbringen. Ein Problem sind für den Verbund die Stranded Costs. Denn die EU hat 548 Mill. Euro genehmigt, davon 455 Mill. Euro für die Wasserkraftwerke, v.a. Freudenau und 93 Mill. Euro für das Kohlekraftwerk in Voitsberg. Doch bis dato habe das Wirtschaftsministerium respektive der Strom-Regulator nur das Geld für die thermische Anlage freigegeben.
Der Verbund startet für eineinhalb Jahre eine Aktienrückkauf-Aktion. Dafür bekam der Vorstand den Sanktus der Aktionäre. Maximal 10% des Grundkapitals dürfen zurückgekauft werden. Die Kleinaktionäre glauben, dass es wegen der Liquiditätsprobleme eher bei 2% bleiben wird. Das Ziel der Aktion ist eine Stabilisierung des Kurses, der zuletzt bei 90,25 Euro lag.