Im Vorjahr stand Sonderprüfung im Raum, jetzt droht neues Ungemach.
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Wien. Um die Beteiligungsgesellschaft Buy-Out Central Europa Beteiligungs-Invest AG (Boce II), die von Investor Michael Tojner und Kurt Stiassny gegründet wurde, gehen erneut die Wogen hoch. Anwalt und Ex-Justizminister Dieter Böhmdorfer hat die Boce-II-Aktionäre angeschrieben, da "aufgrund gravierender Missstände" dringend eine außerordentliche Hauptversammlung durchgeführt werden muss.
"Diese Hauptversammlung muss sich mit der Prüfung der Falsch-Berichterstattung der Organe der Boce II sowie im Besonderen der Managementgesellschaft auseinandersetzen", heißt es im ersten von zwei Schreiben. "Es geht darum, die richtigen Maßnahmen zu setzen, um weiteren Schaden zu vermeiden und bisherige Schäden gegenüber den Verantwortlichen geltend zu machen." Nachsatz: "Es wird Aufgabe der Boce-II-Organe sein, die gut begründeten Tatverdachtsmomente gemäß Paragraf 255 Aktiengesetz auszuräumen." So bestehe der Verdacht, dass die wirtschaftlichen "Verhältnisse der Gesellschaft und der mit ihr verbundenen Unternehmen unrichtig wiedergegeben, teils verschleiert oder verschwiegen wurden". Die Vorwürfe werden bestritten. "Ja, wir haben diese beiden Schreiben an alle Aktionäre geschickt, weil unsere Mandanten über die Vorgänge in der Managementgesellschaft besorgt sind", sagt Florian Steinwendtner von der Kanzlei Böhmdorfer-Schender. Boce II tätigte fremdfinanzierte Buy-outs, vom Genussscheinkapital wurden 51,4 Millionen Euro mittels sogenannter Capital Calls abgerufen, weitere 76,1 Millionen sind noch abrufbar. Boce II erwarb seit Juli 2007 die Firmen Austria Email, Atterbury/Chemson-Polymer und Duktus. Nach Querelen und einer drohenden aktienrechtlichen Sonderprüfung wegen fragwürdiger Managementfees wurde laut Aktenlage die Investmentperiode vorzeitig mit 30. Juni 2012 beendet und die Verwertungsperiode eingeläutet. "Capital Calls waren jedoch nur in der Investitionsperiode vereinbart", heißt es im Rundschreiben weiter. Austria Email wurde mittlerweile an die
Treibacher Chemie verkauft. Nun fürchten Böhmdorfers Mandanten, dass wegen der angeblich prekären Lage bei den übrigen Beteiligungen weiteres Genussscheinkapital abgerufen wird - zwecks Sanierung ginge das rechtlich in Ordnung.
Scharfes Dementi
"Die erhobenen Vorwürfe sind allesamt unrichtig. Wir weisen diese daher auf das Schärfste zurück", heißt es in einer Boce-Stellungnahme. "Die Kanzlei Dr. Böhmdorfer stellt wie im Vorjahr medial Dinge in den Raum, die sich bei näherer Betrachtung als substanzlos erweisen. Es ist nicht unser Stil, sich Derartiges über die Medien auszurichten. Wir werden weiter im Sinne des Unternehmens und der Aktionäre arbeiten und diese Themen in den zuständigen Gremien umfassend diskutieren."