Mohammed Bin Issa Al Jaber will sich bei der AUA mit 150 Mio. Euro substanziell einkaufen. Für die rot-weiß-rote Fluglinie, die bis 2009 wieder auf nachhaltige Gewinne getrimmt sein soll, hätte ein Einstieg des saudischen Hotel-Magnaten durchaus Charme.
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Denn Al Jaber würde mit seinem Kapital nicht nur die Schlagkraft der AUA heben - wenn es darum geht, künftige Expansionsschritte zu finanzieren. Der umtriebige Geschäftsmann könnte der AUA auch die Tür in einem ihrer Kernmärkte, dem Nahen und Mittleren Osten, weiter aufstoßen und über eine touristische Kooperation, die er in Aussicht stellt, zusätzliche Passagiere bringen. Außerdem könnte mit ihm als Partner die Eigenständigkeit der AUA abgesichert werden. Die deutsche Lufthansa - ihr werden immer wieder Übernahmegelüste nachgesagt - würde bei einer gestärkten Kernaktionärsstruktur (rund um die Staatsholding ÖIAG) auf Granit beißen.
Strategischer Mehrwert
Alfred Ötsch, Vorstandsboss der Austrian Airlines, muss freilich noch etliche Steine aus dem Weg räumen, damit er Scheich Al Jaber den Teppich ausrollen kann. Die Hereinnahme des Investors als zusätzlichen Kernaktionär verlangt vor allem ein glasklares Konzept.
ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis hat hier bereits eindeutig die Richtung vorgegeben. "Das Ziel muss sein, einen strategischen Mehrwert für die AUA zu generieren", ließ er am Montag über eine Sprecherin ausrichten. Konkrete Verhandlungsergebnisse will die ÖIAG zunächst einmal abwarten. Sobald diese Ergebnisse vorliegen, werde man die eigenen Gremien damit befassen - unabhängig davon, dass Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Finanzminister Wilhelm Molterer einen Einstieg Al Jabers bereits jetzt schon befürworten. Zu Beratungen in Sachen AUA wird der ÖIAG-Aufsichtsrat am 11. April zusammentreffen - einen Monat nach der Aufsichtsratssitzung der AUA, die für 12. März anberaumt ist.
Der Einstieg des österreichisch-saudischen Investors steht und fällt demnach mit dem Wohlwollen des Hauptaktionärs ÖIAG (42,75 Prozent) und seiner Finanzpartner im österreichischen Aktionärssyndikat, das mit insgesamt 50 Prozent und einer Aktie die Mehrheit an der AUA hält.
Ötsch braucht aber auch die Zustimmung der übrigen AUA-Gesellschafter (im Streubesitz sind gut 48 Prozent der Anteile - die AUA selbst kommt auf knapp 2 Prozent). Die zentrale Frage ist dabei, zu welchem Preis man Al Jaber AUA-Aktien verkauft. Eine Kapitalerhöhung unter Bezugsrechtsausschluss der Altaktionäre ist gerade in Diskussion. Doch dafür braucht es die Zustimmung der Aktionäre in der Hauptversammlung. Verkauft man Al Jaber die Aktien zu aktuellen Tiefpreisen von rund 6 Euro, ist Zoff regelrecht vorprogrammiert. AUA-Investor Rupert-Heinrich Staller hat das im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" bereits angedeutet. Die Aktionäre könnten dann argumentieren, man "schenke" Al Jaber die neuen Aktien, während man sie selbst von den Bezugsrechten ausschließen wolle.
Einstieg nur über Prämie
Die Altaktionäre haben bei der letzten Kapitalerhöhung im Herbst 2006 7,10 Euro je Aktie gezahlt. Laut Staller und dem Wiener Kleinanlegerschützer Wilhelm Rasinger müsste sich der Preis zumindest an dieser Höhe orientieren, wenn nicht gar "deutlich darüber liegen". Damit die Aktionäre einen Bezugsrechtsausschluss akzeptieren, müsste Al Jaber wahrscheinlich eine Prämie von 20 bis 30 Prozent auf den jetzigen Börsekurs zahlen. Er würde dann viel weniger Anteile bekommen als erhofft. Bei 7,10 Euro wäre sein Anteil nur knapp 20 Prozent.
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Porträt