Unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen hat am Freitag in Madrid der bisher größte Prozess gegen das Terrornetzwerk Al Kaida in Europa begonnen. Angeklagt sind 24 mutmaßliche islamische Terroristen, die einer spanischen Al-Kaida-Zelle angehört haben sollen.
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Dem als Anführer geltenden Syrer Imad Eddin Barakat Yarkas alias "Abu Dahdah" (42) und zwei weiteren Angeklagten wird zur Last gelegt, die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA mit vorbereitet und finanziert zu haben. Zudem sollen die Beschuldigten Verbindungen zu den Attentätern der Madrider Anschläge vom 11. März letzten Jahres mit 191 Todesopfern gehabt haben.
Am Freitag sagte der einzige Spanier unter den ansonsten aus Syrien, Algerien und Marokko stammenden Angeklagten aus. Der zum Islam konvertierte Luis Jose Galan beteuerte seine Unschuld: "Wir Muslime sind keine Terroristen und wollen nur den Frieden." Zwar habe er den mutmaßlichen Anführer der Al-Kaida-Zelle in Spanien, den aus Syrien stammenden Abu Dahdah gekannt - ob dieser aber junge Moslems angeworben habe, um sie in den "Heiligen Krieg" zu schicken, wisse er nicht.
Der Prozess findet in einem eigens umgebauten und streng abgeschirmten Messepavillon eines Parks im Westen Madrids statt. Die Angeklagten saßen hinter kugelsicherem Panzerglas. Aus Angst vor einem Anschlag überwachten mehr als 100 schwer bewaffnete Polizisten mit Hubschraubern und Spürhunden das hermetisch abgeriegelte Gelände.
Die Beschuldigten haben die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Der Verteidiger von "Abu Dahdah" forderte am Freitag die Einstellung des Prozesses wegen Unregelmäßigkeiten bei der Beweisführung. Telefonate seines Mandanten seien illegal abgehört worden. Die Anklage wirft "Abu Dahdah" vor, im Juli 2001 in Tarragona an der Costa Dorada einen "Terroristen-Gipfel" organisiert zu haben, bei dem Selbstmordpilot Mohammed Atta und der mutmaßliche Chefplaner Ramzi Binalshibh die letzten Details für die Anschläge in den USA festgelegt haben sollen, etwa das genaue Datum der Attentate.
Der mitangeklagte Starreporter des arabischen TV-Senders Al Jazeera, Taisir Aluni, wurde wegen seiner Herzschwäche von dem Gericht unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt. Er hatte nach dem 11. September ein Interview mit Al-Kaida-Anführer Osama bin Laden geführt. Dem Reporter drohen neun Jahre Haft. Seine Ehefrau, Fatima Hamed, erschien schwarz-weiß gekleidet zu dem Gerichtstermin und sagte vor Journalisten, ebenso "Schwarz-Weiß" werde auch das Verfahren ablaufen.
Alluni muss sich wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verantworten; er sitzt aus gesundheitlichen Gründen aber nicht in Haft. Dem arabischen Ausschuss für Menschenrechte (ACHR) zufolge gibt es in der Akte Alluni "viele Schwachstellen". Der ACHR war mit zwölf Beobachtern bei dem Verfahren vertreten und will auch an das Menschenrechtskommissariat der Vereinten Nationen einen Bericht schicken.
Die Angeklagten erschienen hinter Panzerglas in einer Kabine des Gerichtssaals, der in einem Ausstellungsgebäude auf dem Messegelände im Westen von Madrid eingerichtet worden war. Die üblichen Justizgebäude waren zu klein für den riesigen Prozess, der voraussichtlich etwa zwei Monate dauern wird. Etwa hundert bewaffnete Polizisten sicherten die Halle; ein Hubschrauber überwachte das Gelände aus der Luft.
Für die drei Hauptangeklagten fordert der Staatsanwalt jeweils mehr als 62.000 Jahre Haft. Bei den Anschlägen auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington waren 2973 Menschen getötet worden. Die Anklage lautet auf terroristischen Mord und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Nach Deutschland ist Spanien das zweite Land, wo mutmaßliche Komplizen der Attentäter des 11. September vor Gericht gekommen sind. Die Urteile werden frühestens in drei Monaten erwartet.