Kenianische Truppen liefern sich in Somalia hefige Gefechte mit Al-Shabaab.
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Mogadischu. Als die somalische Al-Shabaab-Miliz im Jahr 2008 von den USA auf die Liste terroristischer Organisationen gesetzt wurde, feierten die Radikalislamisten das als großen Erfolg. Dies beweise, dass man auf dem richtigen Weg sei, verkündeten die Gotteskrieger. Sie beherrschen weite Teile Süd- und Zentralsomalias, beherbergen dort internationale Terroristen und haben ein islamistisches Schreckensregime errichtet: Vermeintliche Ehebrecherinnen werden gesteinigt, Dieben wird die Hand abgeschlagen.
Mittlerweile aber ist die Al-Shabaab nicht nur in Somalia präsent. Die Miliz wird für die Entführung mehrerer Europäerinnen in Kenia verantwortlich gemacht. Als Reaktion darauf sind vor knapp drei Wochen Kenias Streitkräfte in Südsomalia eingerückt. Und liefern sich nun dort im Verbund mit somalischen Truppen heftige Gefechte mit der Al-Shabaab, bei denen beide Seiten ständig große Verluste des Gegners vermelden. Kenias Militär hat zudem am Mittwoch erneute Angriffe auf zehn Dörfer in Südsomalia angekündigt und die Bevölkerung aufgefordert, die Stellungen der Al-Shabaab zu meiden. Schon zuvor hat Kenia mehrere Luftschläge geflogen. Dabei sollen bei einem Angriff auf die Stadt Jibil laut Augenzeugen Frauen und Kinder getötet worden sein.
Die Zivilbevölkerung, die ohnehin schon unter der Hungerkatastrophe in Somalia leidet, wird nun auch noch zwischen den militärischen Fronten zerrieben. Aus Angst vor Luftschlägen trauen sich Zivilisten laut der Gesellschaft für bedrohte Völker nicht mehr, in die Nachbarländer zu fliehen. Doch gerade dort könnten sie Hilfe erhalten. Die Al-Shabaab verweigert westlichen Hilfsorganisationen in den von ihr kontrollierten Regionen den Zutritt - dabei sind diese besonders schlimm von der Hungersnot betroffen.
Einmarsch ist riskant
Kenia geht mit dem Einmarsch jedenfalls ein hohes Risiko ein. Die Al-Shabaab hat dem südwestlichen Nachbarland bereits mit Vergeltung gedroht. In Nairobi wurde schon eine Person durch eine Granate getötet, die Al-Shabaab wird als Täterin vermutet. In Kenia leben hunderttausende somalische Flüchtlinge. Unter diesen sowie unter Kenias Moslems rekrutiert die Al-Shabaab Kämpfer. Dass die Miliz dazu in der Lage ist, im Ausland verheerende Attentate zu verüben, hat sie schon bewiesen. 2010 hat sie in Uganda durch Anschläge 76 Menschen getötet. Uganda wurde deshalb als Ziel ausgewählt, weil das Land das größte Kontingent innerhalb der in Somalia stationierten Friedenstruppen der Afrikanischen Union stellt. Diese schützen in dem Bürgerkriegsland die Übergangsregierung, die aber nur Teile der Hauptstadt Mogadischu beherrscht.Und auch dort verübt die Al-Shabaab immer wieder Selbstmordanschläge.
Nun soll die Regierung unter Vermittlung der internationalen Gemeinschaft auf eine breitere Basis gestellt werden. Verschiedene politische Akteure, Milizen und auch Vertreter der autonomen Region Puntland zeigen sich kooperativ. Die Al-Shabaab hat aber weiterhin den Sturz der Regierung zum Ziel.
Die Frage ist nun, ob man auch mit der Al-Shabaab verhandeln soll. Viele Beobachter meinen, dass die Miliz so mächtig ist, dass daran kein Weg vorbei führen wird. "Wenn man mit allen Akteuren bis auf die Al-Shabaab verhandelt, ist diese ja nachher noch immer da. Wie soll man sie dazu bewegen, diesen Staat zu akzeptieren und an diesem teilzuhaben?", meinte etwa kürzlich Gerald Hainzl vom Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement bei einer Podiumsdiskussion in Wien, bei der das Buch "Somalia. Optionen - Chancen - Stolpersteine" vorgestellt wurde.
Zudem verweisen Kenner des Landes darauf, dass die Al-Shabaab keine homogene Einheit ist. Viele Clans sind mit der Miliz eine Zweckgemeinschaft eingegangen, außerdem soll es Konflikte zwischen einheimischen und ausländischen Kämpfern geben. Zumindest Teile der Al-Shabaab könnten vielleicht für Gespräche und einen moderateren Kurs gewonnen werden.
Einstweilen soll jedenfalls der Druck auf die Al-Shabaab erhöht werden: Die somalische Übergangsregierung will den Internationalen Strafgerichtshof bitten, gegen die Miliz zu ermitteln.