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Alaba

Von Ralf Beste

Gastkommentare
Ralf Beste ist seit September 2019 deutscher Botschafter in Österreich. Davor war der studierte Historiker als Journalist tätig, unter anderem für die "Berliner Zeitung" und den "Spiegel".
© Deutsche Botschaft Wien

Zur Fußball-EM fällt auf, welche große Rolle Österreicher in der deutschen Bundesliga spielen.


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Kürzlich leitete meine fußballbegeisterte Tochter mir eine Nachricht zur Europameisterschaft der Männer weiter, die mich stutzen ließ: 21 der 26 österreichischen Teilnehmer spielen in der Ersten Bundesliga. Das wäre nicht weiter bemerkenswert, allerdings handelt es sich dabei um die deutsche Bundesliga, nicht um die österreichische. Nicht einmal das deutsche Team sendet so viele Spieler aus der deutschen Bundesliga zur EM, nämlich 17; die anderen sind Legionäre.

Legionär, dieses eigenartige Fußballwort teilen wir genauso mit Österreich wie den Begriff der Bundesliga. Beim Fußball sind wir enger verbunden, als es manchem womöglich bewusst (oder lieb) ist: Die Deutschen stellen die größte Gruppe der Legionäre in der österreichischen Bundesliga; zwei Salzburger Stürmer sind eben Junioren-Europameister geworden. Seit etwa fünf Jahren verhält es sich andersherum genauso: Österreichische Kicker führen die Rangliste der ausländischen Profis in Deutschland an, noch vor den gefragten Franzosen.

Wie wichtig Österreich für das Spielgeschehen meiner Heimat ist, wurde mir aber erst bewusst, seitdem ich hier lebe. Kein Montag ohne große Zeitungsfotos von David Alaba, der die Bayern von Sieg zu Sieg führt. Selbst der große Robert Lewandowski müsste mindestens einen Hattrick hinlegen, um seinen österreichischen Vereinskollegen aus dem Bild zu drängen. Das Leipziger Mittelfeld ohne Marcel Sabitzer und Konrad Laimer? Nicht auszudenken. Und die Frankfurter Mannschaft hat sich mir in zwei Spielzeiten als "Adi Hütters Eintracht" ins Gedächtnis gebrannt.

Nach jedem Spieltag kann man minutengenau nachlesen, welcher Österreicher wann gespielt, aus- oder eingewechselt wurde. Wer ein Tor schießt, wird fett gedruckt, in manchen Zeitungen sogar rot gesetzt. Als (Hütters) Frankfurt einmal nach großem Kampf gegen (Alabas) Bayern verlor, wurde das Tor des Innenverteidigers Martin Hinteregger natürlich in Fettdruck rot dokumentiert. Sein (leider) spielentscheidendes Eigentor wurde auch vermerkt, aber gnädigerweise schwarz und mager: "Hinteregger (ET)."

So oder so, Klubs mit österreichischen Legionären genießen dadurch erhöhte Wahrnehmung. Alabas Wechsel nach Madrid dürfte die goldenen Zeiten der Münchener zumindest in hiesigen Medien beenden. Als Borussen-Fan begrüße ich das, weiß ich doch, wie es sich anfühlt: Der BVB ist einer der wenigen Klubs ohne Österreicher. Erst als Erling Haaland verpflichtet wurde, nahm die Aufmerksamkeit in Österreich zu. Der ist zwar Norweger, aber immerhin ein "Ex-Salzburger". Hoffentlich bleibt er.