Hochspannung herrscht vor der heute beginnenden Jänner-Tagung des Europa-Parlaments (EP) in Straßburg, nachdem mutmaßlich italienische Anarchisten brennende Briefe an Vertreter und Institutionen der EU geschickt hatten. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft, bestätigte das EP-Informationsbüro in Wien auf Anfrage der "Wiener Zeitung".
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Einen direkten Vorwurf wegen lückenhafter Kontrollen möchte niemand aussprechen. Dennoch verhehlen manche Abgeordnete und Mitarbeiter nicht ihren Unmut über den Sicherheitsdienst im EU-Parlament. Dieser hat nun reagiert: Als Vorsichtsmaßnahme wurde die Alarmstufe auf "gelb" erhöht, bis vor Beginn der Briefbomben-Serie galt Stufe "weiß".
Im Klartext heißt das, dass Personen und Gepäckstücke in den EU-Gebäuden verstärkt durchleuchtet werden. Auch wird versichert, jetzt Paket- und Briefsendungen lückenlos zu scannen. Sollte dennoch verdächtig erscheinende Post auf den Schreibtischen landen, wird sie schlicht nicht geöffnet. Die Parkplätze und -garagen werden ebenfalls schärfer überwacht. Mit den nationalen Sicherheitsbehörden Frankreichs und Belgiens möchte der Sicherheitsdienst eng kooperieren, wird versichert.
So hofft das Parlament den Spagat zwischen Sicherheit und Transparenz zu schaffen. Gerade für die europäischen Volksvertreter sind verschärfte Maßnahmen eine delikate Frage. Dennoch wird das erhöhte Sicherheitsbedürfnis ernst genommen. Aber: "Wir werden die Gebäude nicht hochrüsten", heißt es. So wird es in Straßburg auch diese Woche zahlreiche Besuchergruppen im Parlament geben. "Alles andere wäre kontraproduktiv." Die strengeren Sicherheitsvorschriften sollen "solange wie notwendig" aufrecht bleiben.