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Alarmstufe Rot für Kabeljau

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Europaarchiv
Fertig zum Transport: Für Kabeljau gibt es herabgesetzte Fangquoten, aber kein Fangverbot. Foto: ap

Speisefische drohen auszusterben. | Experten forderten Fangverbot. | Brüssel. Die EU will die Fangquoten für Kabeljau weiter reduzieren, folgt aber nicht den wissenschaftlichen Empfehlungen für ein komplettes Fangverbot. Darauf einigten sich die EU-Fischereiminister nach stundenlangen Marathonverhandlungen beim traditionellen Ringen um die Fischquoten beim letzten Ministertreffen des Jahres in der Nacht auf Donnerstag. Der beliebte Speisefisch, der in seiner Jugend Dorsch heißt, wird also auch nächstes Jahr zu Weihnachten auf den Tisch kommen. Experten fürchten aber, dass damit bald Schluss sein könnte, weil der Kabeljau schlicht ausstirbt. Denn "der Erholungsplan für Kabeljau aus dem Jahr 2004 hat nicht die erhofften Verbesserungen gebracht", sagte Fischereikommissar Joe Borg.


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Die nächtelangen Verhandlungen haben Methode, die Minister und die Vertreter der Kommission wollen einander gegenseitig mürbe machen. Um kurz nach drei in der Früh stand es schließlich fest: In der Nordsee sollen 2007 nur um 14 Prozent weniger Kabeljau gefangen werden als dieses Jahr, an der schottischen Westküste immerhin 20 Prozent weniger.

Immer noch knapp 20.000 Tonnen dürfen aus dem Meer gefischt werden. Die Zahl der Fangtage wurden zwischen sieben und zehn Prozent gesenkt. Die EU-Kommission hatte um ein Viertel geringere Quoten gefordert. Das zuständige wissenschaftliche Komitee, der Internationale Meeresforschungsrat ICES, hatte dringend zu einer Nullquote geraten, um dem Kabeljaubestand eine Erholung zu gönnen.

Auch Scholle gefährdet

Und auch die zu Weihnachten beliebten Fischarten Scholle und Seezunge bleiben in Gefahr: Nur minus 12,5 und minus 15 Prozent, haben die Minister entschieden. Der "politische Kuhhandel geht weiter, während unsere Ozeane in Gefahr sind", sagte WWF-Fischereiexpertin Carol Phua. Weder die Kommission noch die Minister wollten h die Realität erkennen. Lediglich für die Sardellenfischerei im Golf von Biscaya zwischen Spanien und Frankreich soll vorübergehend Schluss sein.

Dabei gibt es die härtesten Verhandlungen stets um bei uns eher nicht sehr bekannte Speisefische. Denn nach Zahlen von 2004 sind etwa für Spanien die Quoten für den Echten Bonito entscheidend. Mehr als 93000 Tonnen holte die spanische Fischereiflotte aus dem Wasser. Überraschende 299.909 Tonnen Sandaal gingen in die Netze der dänischen Kutter, die Portugiesen fischen am meisten nach dem Pilchard.