Ein Horrorszenario für jeden Autofahrer ist ein Fahrzeugbrand. Die meisten Lenker geraten in Panik, der Schweiß steht dem Betroffenen auf der Stirn, was soll er nun tun? Den Brand selbst zu löschen versuchen? Oder doch die Feuerwehr rufen? Ein Handfeuerlöscher wäre in dieser Situation ein Fahrzeug- und in vielen Fällen auch ein Lebensretter!
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Peter F. aus Wien wurde vor einiger Zeit stolzer Besitzer eines gebrauchten Mittelklassewagens. Obwohl das Auto schon in die Jahre gekommen war, überzeugte den Studenten der äußere Zustand des Fahrzeuges. Im Zuge eines Ankaufstestes bei einem Autofahrerclub wurde dem jungen Mann auch die technische Zuverlässigkeit seines eben erst erworbenen fahrbaren Untersatzes bestätigt.
An einem sonnigen Frühlingstag bestieg Peter F. mit Freundin das Gefährt. Das Paar hatte einen Ausflug in den Wienerwald geplant. Auf der Fahrt in Richtung Stadtgrenze, roch es plötzlich nach verbranntem Kunststoff und der irritierte Fahrzeuglenker blickt geschockt auf die Motorhaube, wo er Rauch aufsteigen sah. Als er die ersten Schrecksekunden hinter sich hatte, packte er den neuen Feuerlöscher, den er sich nach der Zulassung seines Autos bei einem Tourringclub gemeinsam mit Verbandskasten, Pannendreieck sowie ein paar Arbeitshandschuhen erstanden hatte. Es gelang ihm die Motorhaube zu öffnen und er sah dass ein Kabel durchgeschmort war. Rauch und der beißende Geruch des sich durch Hitze zersetzenden Kunststoffes stieg in die Nase des Autobesitzers, der den Inhalt des Feuerlöschers auf die Schmorstelle sprühte. Er konnte den beginnenden Brand noch selber löschen. Als Peter F. den Wagen dann in eine Fachwerkstätte schleppen ließ, tauschte man einige der elektrischen Leitungen im Motorraum und erneuerte bei der Gelegenheit auch die Treibstoffzuleitung.
In vielen ähnlichen Situationen geht es nicht so glimpflich ab: Durchschnittlich 1.500 Mal pro Jahr rücken Österreichs Feuerwehren aus, um ein in Brand geratenes Auto zu löschen. Was sind die Hauptursachen von Fahrzeugbränden?
"Kabelbrand durch Kurzschlüsse in der Stromversorgung, durchgescheuerte Kabel, Austritt von Kraftstoff durch defekte Benzinleitungen, fehlerhafte Zündanlagen, die zum Durchbrennen des Katalysators führen," zählt Gottfried Moser, Schulungsleiter des ARBÖ, auf. Andere Gründe für Brände können beispielsweise auch eine lose Dämm-Matte im Motorraum oder nicht fachgerecht eingebaute Zusatzeinrichtungen sein.
"Unfallforscher sehen die Hauptursache für Fahrzeugbrände einerseits in technischen Defekten, anderseits in absichtlich gelegten Bränden. Versicherungsexperten schätzen, das ungefähr 20 Prozent aller Autobrände von den Fahrzeugbesitzern in betrügerischer Absicht verursacht werden," führt Dr. Max Lang, Cheftechniker des ÖAMTC aus.
"In der Regel sind die unfallbedingten Autobrände in der Überzahl. Brände, die durch technische Gebrechen, wie überhitzte Bremsen bei LKWs auftreten können, sind eher selten. Doch es kam auch schon vor, dass Brände durch zu volle Tanks ausgelöst wurden, wenn sich bei hohen sommerlichen Temperaturen der Kraftstoff im Tank ausdehnt und "übergeht". Wenn nun auch eine Zündquelle vorhanden ist, wie zum Beispiel eine achtlos weggeworfene Zigarette, kann daraus schon ein Brand entstehen!" spricht Ing. Manfred Görlich, Brandrat der Berufsfeuerwehr Wien aus Erfahrung.
Was kann ein Autofahrer tun, um sein Fahrzeug vor einem Brand zu schützen? "Die regelmäßige Wartung eines Fahrzeuges, vor allem bei älteren Modellen, wo der Mechaniker poröse Kabel, oder undichte Benzinleitungen rechtzeitig entdeckt, kann die Brandgefahr auf jeden Fall eindämmen. Sinnvoll wäre es, wenn jeder Autofahrer auch einen Feuerlöscher, der an einer gut zugänglichen Stelle montiert ist, mitführt," rät Görlich. Aber auch das richtige Verhalten in einer Brandsituation setzt Regeln voraus: "Zuerst sollen nach Möglichkeit die Insassen aus dem Fahrzeug befreit und in Sicherheit gebracht werden. Wenn ein Feuerlöscher vorhanden ist, sollte dieser auch eingesetzt werden. Auf jeden Fall entweder selbst die Feuerwehr verständigen oder durch eine am Ort des Geschehens anwesende Person. Der Zeitfaktor der Alarmierung ist ein wesentlicher, wenn der eigene Löschversuch misslingt," bestätigt der Brandrat.
Es sind aber auch die Fahrzeughersteller bemüht, die Brandgefahr bei neuen Automodellen zu minimieren. "Die Autoindustrie versucht die Fahrzeuge durch den Einbau von Kraftstoff- und Stromunterbrechersystemen, sowie durch die Verwendung feuerfester oder schwerentflammbarer Materialien, die Brandgefahr zu senken," berichtet ÖAMTC-Cheftechniker Dr. Max Lang.
Feuerlöschanlagen, wie sie beispielsweise bei Motorbooten, die durch einen Innenbordmotor angetrieben werden, verpflichtend vorgeschrieben sind, werden bei Kraftfahrzeugen kaum eingebaut. Die meisten Brandherde befinden sich aber im Motorraum. Daher ist eine automatische Löschanlage, die über einen Thermostat bei sehr hohen Temperaturen ausgelöst wird, der effizienteste Brandschutz. "Eine derartige Anlage löscht den Brand selbständig und hat damit den großen Vorteil, das die Brandgefahr bei einem Unfall, wenn man eingeklemmt oder bewusstlos ist, minimiert wird," berichtet Michael Leitgeb, Brandschutzfachmann und Konstrukteur von automatischen Löschanlagen für Personen- und Lastkraftwagen, Busse und Motorboote. "Die Anlage besteht aus einem Feuerlöschbehälter mit einer speziellen Armatur, die über einen Glaskolben verfügt, der bei ungefähr 140 Grad Celsius zerplatzt und dabei ein Ventil freigibt, welches einen Richtungszerstäuber aktiviert mit dem das Löschmittel über den Brandherd gesprüht wird. Damit können ungefähr 95 Prozent der Brände im Motorraum gelöscht werden," versichert der Brandschutzfachmann.
Infos: www.Brand-EX.at