Österreich bekommt Ethanol-Tankstellen. | Vorerst an bis zu 30 Zapfsäulen. | Wien. Ab Herbst wird es einen neuen Kraftstoff an den heimischen Tankstellen geben. Nach einigem Tauziehen erklärten sich zwei österreichische Mineralölkonzerne bereit, sogenannten E-85 Treibstoff (85 Prozent Ethanolalkohol, 15 Prozent Benzin) anzubieten. Die Konkurrenz ist noch nicht aufgesprungen und wartet erst einmal ab.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die OMV und die zum Raiffeisen-Reich gehörende Genol-Gruppe wollen vorerst etwa 20 bis 30 Zapfsäulen von Normalbenzin auf E-85 umstellen. Die Umrüstung pro Säule kostet zwischen 5000 und 10.000 Euro und ist damit weit günstiger, aber auch schneller als der Aufbau eines Gastankstellennetzes.
Für Flex-Fuel-Autos
Verwenden können den neuen Treibstoff nur sogenannte Flex-Fuel-Autos, die sowohl mit dem neuen Gemisch als auch mit Benzin betrieben werden können. Diese Fahrzeuge sind kaum teurer in der Anschaffung, werden aber erst von wenigen Autoherstellern wie Ford, Saab oder Volvo angeboten. In Frankreich ist bereits ein umfangreiches Paket für den Ethanol-Einsatz geschnürt worden. In diesem Rahmen wurde die europäische Autoindustrie in die Pflicht genommen, zumindest ein Modell jeder Produktgruppe für den E-85Einsatz anzubieten.
Ethanolfahrzeuge verbrauchen etwa 20 bis 30 Prozent mehr Treibstoff. Der neue Kraftstoff muss daher entsprechend günstig angeboten werden, um bei den Autofahrern Anklang zu finden. Ist E-85 zu teuer, wird das Auto einfach mit herkömmlichem Treibstoff betrieben.
Diskussion um Nova
Um die Österreicher zum Kauf der neuen Fahrzeuge zu animieren, gibt es auch Überlegungen, die Normverbrauchsabgabe (Nova) ganz oder teilweise zu streichen. Es wird dabei allerdings befürchtet, dass einige, etwa die Gasauto-Lobby, als Trittbrettfahrer aufspringen wollen. Außerdem müsste das Nova-Gesetz geändert werden, was einige Zeit dauern würde.
Das für den Treibstoff verwendete Ethanol wird aus der heimischen Landwirtschaft kommen. Bis Herbst wird eine Ethanolfabrik der Agrana in Pischelsdorf/NÖ den Betrieb aufnehmen (180.000 Tonnen Ethanol auf Rohstoffbasis von 75 Prozent Weizen, 15 Prozent Mais, 10 Prozent Zuckerrübe) und die OMV, die den Mischprozess vornehmen wird, versorgen. Der Verbrauch an E-85 wird anfangs wohl noch gering sein. Ab Oktober 2007 wird allerdings flächendeckend in Österreich Benzin mit einem Anteil von 5 Prozent Ethanol versehen, sodass etwa die Hälfte der Pischelsdorfer Produktion im Inland verbraucht werden wird, der Rest geht nach Deutschland zur Agrana-Hauptaktionärin Südzucker.
Geht es nach einem Plan des Umweltministeriums, sollen 2010 bereits 10 Prozent der jährlich neu zugelassenen Autos, das wären 29.000 Stück, Ethanol-tauglich sein, die Zahl der Tankstellen soll auf 120 steigen. Umweltminister Pröll wird am 24. April sein Ethanol-Konzept präsentieren.
Stichwort EthanolEthanol (auch Ethylaklohol) wird meist durch Gärung von Biomasse (etwa Getreide oder Zuckerrohr) gewonnen. Ein Vorteil von Sprit mit Ethanol ist, dass beim Verbrennen kein Kohlendioxid frei wird wie bei fossilen Stoffen. Kritiker bemängeln jedoch, dass die Energiebilanz für nachwachsende Rohstoffe für Ethanol nicht immer günstig ausfällt.