Raiffeisen International feilt an großem Kostensenkungsprogramm.
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Wien. Bei der Raiffeisen Bank International (RBI) regiert bald wieder der Sparstift. Neo-Chef Karl Sevelda, Nachfolger von Herbert Stepic, feilt gerade an einem neuen, auf drei Jahre ausgelegten Kostensenkungsprogramm. Es soll Ende September vorgestellt werden und die mit Osteuropa stark vernetzte Bank profitabler machen.
Fix ist dabei auch ein Personalabbau im gesamten Konzern. Zuletzt beschäftigte die RBI mehr als 58.800 Mitarbeiter, davon 1800 in Österreich. Wie viele Jobs gekappt und wie viel Geld in Summe eingespart werden soll, ist noch offen. Sevelda spricht lediglich von "schmerzhaften Einschnitten", so auch in der Wiener Zentrale, und einem "signifikanten" Einsparvolumen.
Schlankere Strukturen will er der RBI vor allem in der Verwaltung verpassen. Auch eine Verlagerung der IT nach Osteuropa sei nicht auszuschließen, so Sevelda. Die Kreditkartenabwicklung etwa laufe bereits über ein Zentrum in der Slowakei.
Heuer 50 Filialen zugesperrt
"Alle Banken müssen sparen, das ist keine Frage", sagt Sevelda. Die Möglichkeiten für Kreditinstitute, am Markt mehr Erträge zu generieren, seien limitiert, und deshalb müsse man mit den Kosten runter.
Auch ihr Filialnetz, derzeit aus 3056 Geschäftsstellen bestehend, wird die RBI wohl weiter straffen. 50 Filialen sind bereits in der ersten Jahreshälfte dem Rotstift zum Opfer gefallen. Bei ihrem Personal in Osteuropa hat die RBI übrigens schon in den vergangenen Jahren drastische Kürzungen vorgenommen - vor allem im Problemland Ungarn, aber auch in Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Serbien und der Ukraine.
Für die Bank selbst sind höhere Gewinne ein besonders wichtiges Thema. Mehr Profit hilft beim Aufbau von Eigenkapital, auf den Bankenaufseher mit Hinweis auf das deutlich verschärfte Kapitalregime Basel III generell und immer wieder drängen.
Absehbare Kapitallöcher
Im Moment hat die RBI zwar keine Probleme mit den Aufsichtsbehörden. Ende Juni war das Geldinstitut mehr als ausreichend kapitalisiert (wenngleich die Kernkapitalquote im Jahresabstand von 10,7 auf 10,4 Prozent gesunken ist). Klar ist aber, dass die RBI in den kommenden Jahren Milliarden braucht, um absehbare Kapitallöcher zu stopfen.
So muss vor allem das staatliche und private Partizipationskapital im Gesamtvolumen von 2,5 Milliarden Euro, das unter Basel III ab 2018 nicht mehr angerechnet wird, ersetzt werden. Wie, darüber zerbrechen sich die Raiffeisen-Banker gerade den Kopf. Dazu kommt, dass die Europäische Zentralbank im Herbst die Kreditqualität bei Großbanken unter die Lupe nehmen will. Im Fall der RBI könnte dies weitere Abschreibungen in Osteuropa zur Folge haben und damit den Kapitaldruck erhögen. Wie die "Wiener Zeitung" berichtete, soll bis zum Herbst ein "Masterplan" zur Kapitalaufbringung fertig ausgearbeitet sein.
Unabhängig davon, Kapital aus ihren Gewinnen aufzubauen, hat die RBI auch die Möglichkeit, die Börse anzuzapfen und eine Kapitalerhöhung zu machen. "Wenn sich am Markt ein Fenster auftut, ist das weiterhin eine valide Option", sagt Sevelda. Für eine Beteiligung von bis zu 10 Prozent kämen dabei Finanzinvestoren infrage - etwa Staatsfonds aus dem Nahen Osten oder Nordeuropa. Das Problem: Derzeit notiert die RBI-Aktie nur bei der Hälfte ihres Buchwertes. Die Mutter Raiffeisen Zentralbank müsste die RBI quasi verschenken, damit in deren Kassen frisches Kapital in Milliardenhöhe fließen kann.
Dickes Minus in Ungarn
Was auf Seveldas Agenda schon jetzt steht, um den Kapitaldruck zu minimieren, ist das Zurückfahren von Geschäft - so in Slowenien oder Ungarn. Weniger Risiken bedeuten ein geringeres Kapitalerfordernis. Vor allem die Tochter in Ungarn, die im ersten Halbjahr weiter hohe Verluste von 83 Millionen Euro schrieb, gilt als besonderes Sorgenkind. An einen Rückzug aus dem Land denkt Sevelda jedoch nicht - trotz der dortigen Belastungen durch Bankenabgabe und Finanztransaktionssteuer.
Alles in allem verdiente die RBI im Halbjahr netto 277 Millionen Euro. Grund für den Rückgang um 60,5 Prozent waren u. a. höhere Risikovorsorgen sowie ein im Vorjahr angefallener Sonderertrag von 272 Millionen Euro aus Wertpapierverkäufen und dem Rückkauf eigener Anleihen.