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Alle sitzen im selben Boot

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

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Ungarns Regierungssprecher verwendete am Dienstag die Metapher "das Boot ist voll", um die Zurückweisung von Flüchtlingen an der ungarischen Grenzen zu camouflieren. Die Redewendung wird auch bei uns oft verwendet, von manchen gedankenlos, von anderen vorsätzlich. Leider, denn der Satz "das Boot ist voll" bedeutet nichts anderes als Ausschluss und Diskriminierung von "anderen". Zum ersten Mal verwendet wurde er in den 1930ern von Schweizer Politikern, die damit die unmenschliche Zurückweisung von Menschen begründeten, die vor dem Nazi-Terror flohen.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache verwendete den Satz heuer am 13. Juni. Auch ihm ging es darum, die "Flut von Asylwerbern zu stoppen".

Nun ist die Idee, Schutzsuchende auf Bezirksebene zu verteilen, ausgezeichnet. Denn in vielen Bezirken, in denen Ansässige den Satz "das Boot ist voll" im Mund führen, gibt es überhaupt keine Flüchtlinge.

Daneben sollte die Bundesregierung, der abseits parteipolitischer Scharmützel guter Wille zu unterstellen ist, aber auch die Sprache sensibilisieren. "Das Boot ist voll" ist ein menschenverachtender Satz, dessen Verwendung sich jedem verbietet, der eine Erziehung genossen hat.

Ja, es ist richtig, dass Österreich (trotz Zeltlager) im Vergleich zu seinen osteuropäischen EU-Partnern ordentlich mit Flüchtlingen umgeht. Innerhalb dieses Vergleichs kann das Land stolz sein, gleichzeitig muss Österreich in der EU und der Öffentlichkeit diese Nachbarn an den Pranger stellen.

"Wir sitzen alle im selben Boot", so sollte der Satz lauten. Das "Boot" ist im Zeitalter der Globalisierung die Welt - kein Bezirk, kein Bundesland, kein Staat und schon gar kein Regierungschef in Budapest mit faschistischen Anwandlungen. Noch nie gab es so viele Flüchtlinge wie heute, und daran wird sich so bald nichts ändern, erklären die Experten der UNO.

Der Satz "das Boot ist voll" scheint sich allerdings auch in den Köpfen der mächtigsten Regierungschefs eingenistet zu haben. Beim jüngsten G7-Gipfel zu beschließen, Tropenkrankheiten gemeinsam zu bekämpfen, ist löblich. Aber halt knapp daneben. Wenn die Globalisierung Konzernen wie Starbucks Milliarden einbringt, doch Millionen Menschen auf der Flucht sind, ist ein Boot nicht voll, sondern bloß schlecht gesteuert.