Ungarn transportiert Flüchtlinge von Kroatien nach Österreich. Streit zwischen Serben und Kroaten.
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Zagreb/Budapest/Belgrad. "Wohin werden wir als Nächstes gebracht?" Diese Frage quält jene Flüchtlinge, die entlang der Balkan-Route unterwegs sind. "Ich bin jetzt den dritten Tag hier, ohne Dusche, ich möchte nichts wie weg", sagt etwa ein junger Syrer im Sammellager bei Opatovac in Kroatien nahe der serbischen Grenze. Gemeinsam mit Hunderten wartet er seit Stunden auf einen Bus, der sie außer Landes bringen soll. Doch die kroatischen Behörden informieren die Menschen nicht darüber, wohin die Reise geht.
Zaun im Schengen-Raum
Seit Ungarn seine Grenze zu Serbien mit einem 175 Kilometer langen Zaun abgeriegelt hat, änderte sich die Route der Flüchtlinge. Zwar können sie an zwei "Durchlasspunkten" Asyl beantragen, doch das wird praktisch niemandem bewilligt. Wer über den Zaun klettert, macht sich strafbar, es drohen bis zu drei Jahre Gefängnis. Deshalb überqueren die Flüchtlinge nun die serbisch-kroatische Grenze nahe der Stadt Tovarnik - um dann erst wieder von den kroatischen Behörden nach Ungarn gebracht zu werden. Dort werden sie an den Grenzübergängen Beremend, Barcs und Letenye von den ungarischen Behörden übernommen und zur österreichischen Grenze transportiert. Insofern ist die Drohung von Ungarns Premier Viktor Orbán, seine Bemühungen zum Bremsen des Flüchtlingsstroms eventuell zu beenden und Schutzsuchende in Zukunft nach Österreich und Deutschland durchreisen zu lassen, nicht für jeden nachvollziehbar. Am Donnerstag wurde zudem bekannt, dass Ungarn mit dem Bau eines weiteren Zauns beginnt - diesmal an der slowenischen Grenze und ohne Absprache mit der Regierung in Ljubljana. Damit würden Stacheldrahtzäune innerhalb des eigentlich grenzenlosen Schengenraumes entstehen.
Kroatien ist mit den rund 5000 Flüchtlingen, die täglich ins Land strömen, überfordert und möchte sie so schnell wie möglich wieder loswerden. Laut dem UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR entspricht die Anzahl der nach Kroatien einreisenden Menschen jener derer, die nach Mazedonien kommen. Die neue Route verläuft also von Mazedonien nach Serbien und über Kroatien und Ungarn weiter Richtung Österreich. Nach Ungarn reisten am Mittwoch mehr Flüchtlinge ein als je zuvor: Insgesamt 10.046 Menschen kamen ins Land, die meisten davon über Kroatien. Die Flüchtlinge sind also nicht aus Ungarn verschwunden, sie sind nur nicht mehr so sichtbar, wie sie das noch vor kurzem am Budapester Ostbahnhof waren. Noch vor zehn Tagen schliefen sie zu tausenden dort, nun herrscht wieder Alltag in der Bahnhofshalle.
"Rassistische" Kroaten
Welche Wellen der Streit um die Zuständigkeit für Flüchtlinge derzeit schlägt, zeigt der eben entbrannte Grenzstreit zwischen Serbien und Kroatien. In der Nacht auf Donnerstag sperrte Kroatien seine Grenze für serbische Fahrzeuge und Bürger, in der Früh ruderte Zagreb zurück und begrenzte die Einreisesperre auf Fahrzeuge aus Serbien. Hintergrund des Schlagabtauschs: Zuvor hatte Serbien seine Grenze für kroatische Lkw und Güter geschlossen, weil Kroatien wegen des Flüchtlingsstroms eine Einreisesperre für serbische Transporter verhängt hatte. Die Regierung in Belgrad reagierte wütend auf die neue Grenzsperre für serbische Fahrzeuge. Der serbische Außenminister Ivica Dacic verglich die Maßnahmen mit den Rassengesetzen des faschistischen Marionettenregimes der Nazis in Kroatien während des Zweiten Weltkriegs, Innenminister Aleksandar Vulin sprach gar von "Rassismus". Kroatien will Serbien offenbar dazu zwingen, den Flüchtlingszustrom nach Kroatien einzudämmen oder direkt nach Ungarn umzuleiten.
Die kroatisch-serbische Grenze mag zwar für serbische Fahrzeuge gesperrt sein, für Flüchtlinge blieb sie jedoch auch am Donnerstag offen. Am Nachmittag warteten mehr als 2000 Menschen im Niemandsland zwischen Serbien und Kroatien auf ihre Weiterreise. Auch sie werden voraussichtlich versuchen, über Österreich nach Deutschland zu gelangen.