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Die Österreicher hungern nach gigabitfähigen Internetanschlüssen, dafür werden Milliarden investiert.
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Breitband ist nicht gleich Breitband. Wer digitalaffin lebt, regelmäßig Filme, ob über Netflix, Prime, Disney oder andere Anbieter streamt oder im Home Office arbeitet, braucht eigentlich einen Gigabit-fähigen Internetanschluss. Nicht überall in Österreich ist ein solcher aber auch verfügbar.
Glasfaser am Land ist nach wie vor keine Selbstverständlichkeit, diese Lücke füllen zwar mittlerweile oft Mobilfunk-Lösungen. All das bedeutet allerdings erhebliche Investitionen. Sowohl aus Österreich wie auch von Seiten der EU - im Rahmen der EU-Aufbau- und Resilienzfaszilität - werden hierfür Milliarden bereitgestellt.
Breitband-Milliarden
Zwei Milliarden Euro wurden Österreich hierfür im Rahmen des EU-Wiederaufbaufonds für den Ausbau von Breitbandnetzen genehmigt. Damit sollen vorrangig Gebiete, in denen noch kein Netz mit einer Download-Geschwindigkeit von mindestens 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) vorhanden ist, versorgt werden.
Aus dieser EU-Zuwendung finanziert sich unter anderem auch die österreichische "Breitbandstrategie 2030" und die damit verbundene zweite "Breitbandmilliarde", die aktuell auf die Länder verteilt wird. Bis 2030 soll mit der finanziellen Anschubhilfe Österreich flächendeckend mit stationärem und mobilem gigabitfähigem Internet versorgt werden.
So wurde etwa am Donnerstag bekannt gegeben, dass Niederösterreich heuer 232,5 Millionen Euro erhält. Damit sollen Investitionen von über 530 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren ausgelöst werden. In 262 Gemeinden sollen mit Hilfe dieser Mittel Glasfasernetze entstehen, erklärte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).
Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" schätzt Klaus Steinmaurer, Geschäftsführer des Telekommunikationsregulators RTR, die Investitionen aus öffentlicher und privater Hand, die bis 2030 in den Glasfaserausbau fließen werden, sogar auf bis zu acht Milliarden Euro. Eine gewaltige Summe, aber so könnten tatsächlich alle Haushalte in Österreich an das Glasfasernetz angebunden werden, meint er.
Mehr kostet mehr
Ob die Haushalte dies auch in Anspruch nehmen, ist jedoch eine ganz andere Frage, denn: Hier ergebe sich ein "Henne-Ei-Problem" wie Steinmaurer launig schildert : "Glasfaser ist teurer als breitbandige Mobilfunk-Lösungen oder das Kupferkabel. Da muss man halt auch verkaufen, wo die Vorteile liegen, etwa in der Stabilität, in der garantierten Bandbreite. Nicht nur im Download, auch im Upload ist nur so ein Gigabit pro Sekunde möglich, was etwa für Videokonferenzen notwendig ist."
Der Effekt daraus sei sichtbar, schildert er. Eine Million Haushalte im Land könnten Glasfaser-Anschlüsse in Anspruch nehmen, tatsächlich tun dies aber derzeit nur 200.000. 13 Millionen Breitbandanschlüsse gibt es übrigens in Österreich, davon werden 10,5 Millionen über die Mobilfunknetze bereitgestellt, wie man bei der RTR weiß. "Trotz des hohen Verbrauches ist die aktive Nutzung von Glasfaseranschlüssen in Österreich noch viel zu niedrig", so Steinmaurer.
"Die meisten Menschen hierzulande haben das Internet in der Hosentasche, arbeiten mit mobilen Hotspots oder Cubes. Österreich hinkt zehn Jahre mit dem Glasfaser-Ausbau hinterher, weil die Liberalisierung des Marktes so spät kam. Die Telekom Austria als Monopolistin hatte kein Interesse an Glasfaser. Warum auch, sie hat ihr Kupfernetz ausgequetscht." Erst mit dem Wettbewerb seien höhere Bandbreiten interessant geworden. Und dieser Wettbewerb finde nun eben auch zwischen allen Netzen statt, ob Mobilfunk-, Glasfaser-, Kupfer- oder Kabelnetz.
Bandbreiten-Hunger
Der ebenfalls am Donnerstag veröffentlichte "RTR Internet Monitor" weiß jedenfalls die exakten Zahlen, abseits von Wunsch und Wirklichkeit. Demnach entfielen mehr als 25 Prozent aller Breitbandanschlüsse im ersten Quartal 2022 in die Bandbreitenkategorien ab 100 Mbit/s bis über 1 Gbit/s. Das entspricht einer Steigerung um 6,5 Prozentpunkte gegenüber dem ersten Quartal des Jahres 2021. Der Bedarf an immer leistungsfähigeren Breitbandanschlüssen steige also, so Klaus Steinmaurer. "Anschlüsse mit geringen Bandbreiten stürzen im Vergleich dazu förmlich ab. Internetkonsum über ‚Schmalband‘ wird schon bald der Vergangenheit angehören", prognostiziert er. Er geht davon aus, dass bis 2030 tatsächlich alle Haushalte in Österreich mit Glasfaser angeschlossen werden können.