Die Stärke der Volkspartei sieht ihr neuer Generalsekretär Reinhold Lopatka in der Vielfalt. Dass unterschiedliche Meinungen aber die innerparteiliche Harmonie erheblich stören können, befürchtet er nicht. Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erläutert Lopatka, wie er die Kommunikation nach innen und nach außen verbessern will.
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Noch hat sich nicht alles eingespielt in der ÖVP-Zentrale. Beim Empfang herrscht Unsicherheit, welche FunktionärInnen in welchem Stockwerk sitzen. Zwei Abteilungsleiter und etliche MitarbeiterInnen sind in Ministerien gewechselt - wer ihre Funktionen übernimmt, ist unklar.
Doch Generalsekretär Reinhold Lopatka, seit rund einer Woche offiziell im Amt, weiß genau, was er in der nächsten Zeit zuerst anpacken soll: "Nun geht es um die bestmögliche Kommunikation des Regierungsprogramms - bei den hundert Zukunftskonferenzen in allen Bezirken, beim Bundesparteitag am 25./26. April in Linz. Wir müssen unsere Stärke sichtbar machen, und unsere oberste Priorität muss bleiben: Wahlen zu gewinnen."
Kommunikation ist für Lopatka eines der Schlüsselworte. Da ist zum einen die Kommunikation nach innen: "Durch neue technische Möglichkeiten haben wir Chancen, die es vor zehn Jahren nicht gegeben hat. Wir können schneller sein als Tageszeitungen - so können wir 20.000 Mitarbeiter hochaktuell informieren. Ein Lückenschluss muss erfolgen, die Zusammenarbeit mit den Landesorganisationen verbessert werden." Die Hauptaufgabe in der Außenkommunikation wiederum sei die "Optimierung der Arbeit, die die Bundesregierung leistet".
Dass Länder und Bund dabei entgegen gesetzte Interessen verfolgen können, sieht Lopatka nicht als Problem. "Es soll positiv gesehen werden, dass es unterschiedliche Meinungen gibt", meint er. "Wir müssen oft zusammen kommen und dürfen offenen Fragen nicht aus dem Weg gehen." So hätten die Landeshauptleute Erwin Pröll und Josef Pühringer zwar bei den Regierungsverhandlungen klar ihre Position geäußert und gegen eine weitere Koalition mit der FPÖ gestimmt. Doch an der guten Zusammenarbeit mit den beiden ändere das nichts.
Ob es ein Zeichen dafür wäre, dass die beinahe ungeteilte Unterstützung, die der Parteiobmann vor und kurz nach der Wahl genossen hat, schwinden könnte? "Wolfgang Schüssel ist stärker und profilierter als je zuvor", ist der Generalsekretär überzeugt. "Entscheidend ist der Parteichef. Er ist unumstritten - und das ist unser großes Plus." Das sollte auch dabei helfen, Teilorganisationen wie ÖAAB, Wirtschafts- und Bauernbund auf Linie zu bringen. Denn die "föderalistisch aufgebaute ÖVP" sprach nicht immer mit einer Stimme. Als Ziel setzt sich Lopatka nun, "dass alles abgestimmt wird". Und das sei bereits der Fall.
Wie sehr sich der Wahlkampf auf die Finanzen der ÖVP ausgewirkt hat, will sich der Generalsekretär nicht entlocken lassen. "Die Kassen sind ausreichend gefüllt. Die Partei ist schuldenfrei", sagt er. Sie sei auch für einen Wahlkampf gerüstet - auch wenn daran nicht gedacht werde. Eine Zahl fällt dann doch: "Unter fünf Millionen Euro kann kein Wahlkampf bundesweit geführt werden."
Warum er glaube, dass die Regierung Schüssel II diesmal eine volle Legislaturperiode hält? "Es kann niemand ein Interesse an einer vorzeitigen Beendigung haben", meint Lopatka. "Wir sind jetzt noch stärker gefordert, unser Projekt zu Ende zu bringen." Schließlich sei auch die Zusammenarbeit mit der FPÖ in den letzten zwei Jahren nicht schlecht gewesen.